Nach dem Coup:Münchner Brauereien bei Auslöse kulant

maibaum münchen

Knapp 35 Meter lang ist der Baum, der am Viktualienmarkt aufgestellt wurde.

(Foto: Verein Münchener Brauereien)

Die 80 Diebe des Viktualienmarkt-Maibaums sind beim Aufstellen in München dabei

Von regi, Finsing/München

Seit Montag steht er endlich da, wo er hingehört: Mit vereinten Kräften der Feuerwehr und eines Krans wurde am 1. Mai der Maibaum des Vereins der Münchner Brauereien am Viktualienmarkt aufgestellt. Unter den vielen Zuschauern weilten auch die Mitglieder des Burschenvereins Neufinsing und die sahen ganz genau hin. Schließlich war es ihr Verein, der das gute Stück Anfang April mit zwei befreundeten Burschenvereinen geklaut hatte.

Stephan Huber, dem Vorsitzenden des Burschenvereins Neufinsing, ist die Freude an dem Coup immer noch anzumerken. "Das war schon was Besonderes", berichtet Huber. Das kann man so sagen. Den insgesamt 80 Mann der drei Burschenvereine Neufinsing, Ismaning und Unterföhring ist es gelungen, den Promi-Baum in einem Aussiedlerhof zu orten, das 1,8 Tonnen schwere Gewicht vor dem Gebäude mit einer Spezialanfertigung wegzuzerren und dann den knapp 35 Meter langen Baum unbemerkt nach Neufinsing zu schaffen. Dort wurde er schließlich rund um die Uhr persönlich vom Verein bewacht.

Es war aber auch nicht der erste Maibaum, der auf das Konto der Neufinsinger Burschenvereins geht. Zusammen mit den Ismaningern ist den Neufinsingern schon mindestens drei Mal ein Maibaumdiebstahl gelungen, wie Huber erzählt. Erfahrung zahlt sich eben aus. Jedenfalls sind die Ablöseverhandlungen mit den Münchner Brauereien nach den Angaben von Stephan Huber "gut gelaufen". Auf die erste Forderung nach reservierten Plätzen in den Oktoberfestzelten seien die Brauereichefs allerdings nicht eingegangen, räumt der Neufinsinger ein. "Das haben wir auch gar nicht erwartet. Am Anfang muss man halt ein wenig hoch pokern", lautet seine Erfahrung. Den Baum haben die Neufinsinger dann persönlich ins ursprüngliche Versteck zurückgebracht.

Beim Ablösefest hätten sich die Brauereien "kulant gezeigt". Brotzeit und Freibier für die 80 Diebe wurden - "wie ausgemacht" - in offensichtlich ausreichender Menge kredenzt. Wie viel es nun genau war, bleibt allerdings geheim, "das ist so Tradition", betont Huber. Die Atmosphäre beim Fest sei "freundschaftlich gewesen", einige Brauereibosse waren auch persönlich da. "Keiner war böse."

Mittlerweile ist Stephan Huber in Gedanken aber schon beim nächsten Maibaum. Im kommenden Jahr wird nämlich in Neufinsing ein eigener Maibaum aufgestellt. Dieser werde "vier Wochen lang 24 Stunden rund um die Uhr bewacht", kündigt der Vereinsvorsitzende an. Seit einem Monat laufen bereits die organisatorischen Planungen. "Wir müssen sehr aufpassen", weiß der Neufinsinger. Denn beim Maibaumklau ist schließlich mit allem zu rechnen, auch das sagt ihm seine Erfahrung: "Ich schätze, die Ismaninger werden es bei uns probieren."

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