Frauenhaus Erding:Nahtloser Übergang

Frauenhaus Erding: Um das Team von Frauenhaus und Interventionsstelle zu verabschieden und zu danken, waren eine fraktionsübergreifend Gruppe von Kreisrätinnen gekommen (v.l.): Petra Bauernfeind, Cornelia Vogelfänger, Stefanie Sturm, Gertrud Eichinger, Doris Minet, Angela Rupp, Birgit Dimotsios, Ulla Dieckmann und Alexandra Veit.

Um das Team von Frauenhaus und Interventionsstelle zu verabschieden und zu danken, waren eine fraktionsübergreifend Gruppe von Kreisrätinnen gekommen (v.l.): Petra Bauernfeind, Cornelia Vogelfänger, Stefanie Sturm, Gertrud Eichinger, Doris Minet, Angela Rupp, Birgit Dimotsios, Ulla Dieckmann und Alexandra Veit.

(Foto: Privat)

Nach dem Aus für den Sozialdienst katholischer Frauen geht es bei der Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt nun doch ohne Unterbrechung weiter.

Von Florian Tempel, Erding

Der Kreisverband des Roten Kreuzes (BRK) wird die Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt nahtlos weiterführen. Der bisherige Betreiber, der Sozialdienst katholischer Frauen München (SkF), hört wegen der Kündigung des Frauenhauses zum Ende des Jahres auf. Eine beim BRK angestellte Sozialpädagogin übernimmt aber bereits zum 1. Januar, sagte BRK-Pressesprecherin Danuta Pfanzelt. Was noch fehlt, aber nur eine Formalität sein sollte, ist ein Kooperationsvertrag mit der Polizei. Der Erdinger Dienststellenleiter Anton Altmann wertete den nun doch geglückten nahtlosen Übergang - zunächst sah es nach einer zweimonatigen Unterbrechung der Interventionsstelle aus - als gute Fügung: "Für die betroffenen Frauen ist es wichtig, dass es weiter geht."

Der SkF hat die Interventionsstelle 2007 mit Unterstützung des Erzbistums München-Freising gegründet. Die katholische Kirche übernahm in den ersten zwei Jahren die vollen Kosten. Die Erdinger Interventionsstelle war eine der erste in Bayern. Seit 2010 übernimmt der Landkreis den Großteil der Kosten. Mittlerweile hat auch die bayerische Staatsregierung erkannt, wie wichtige die proaktiven Beratungsstellen sind, und fördert seit 2015 den Aufbau eines flächendeckenden Netzes von Interventionsstellen im Freistaat.

Die Sozialpädagogin Stefanie Sturm war zehn Jahre lang die Erdinger Interventionsstelle. Sturm hatte zuvor seit der Gründung des Frauenhauses Erding 1992 dort gearbeitet und entsprechend viel Erfahrung in der Arbeit mit durch Gewalt und Missbrauch traumatisierten Frauen gesammelt. In den vergangenen zehn Jahren hat Sturm über die Interventionsstelle etwa 1000 Gewaltopfer beraten.

Als Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) in einem Alleingang im Frühjahr dem Frauenhaus wegen angeblich zu hoher Kosten kündigte, gefährdete er damit auch die Existenz der Interventionsstelle. Als dann der Kreisausschuss des Kreistags Ende September entschied, das BRK vom 1. März 2018 an zum neuen Träger des Frauenhauses und der Interventionsstelle zu machen, "musste der SkF seinen Mitarbeiterinnen in der Interventionsstelle und auch im Frauenhaus fristgerecht Ende September kündigen", heißt es in einer aktuellen Presseerklärung des SkF. Der bisherige Träger wehrt sich damit gegen Bayerstorfers Vorwurf, der SkF schließe völlig überraschend die Interventionsstelle zum Ende des Jahres: "Die Anfrage des Landratsamtes an den SkF vom 12. Oktober 2017, die Interventionsstelle über die bislang geltende Laufzeit von einem Kalenderjahr hinaus für zwei weitere Monate zu führen, kam zu spät und musste abgelehnt werden, weil die Mitarbeiterin der Interventionsstelle nicht mehr zur Verfügung stehen kann." Denn Stefanie Sturm "wird ab Januar 2018 im Frauenhaus Erding eine Kollegin ersetzen, die bereits eine neue Stelle gefunden hat, und damit gewährleisten, dass das Frauenhaus bis Ende Februar 2018 seinen Aufgaben gerecht werden kann." Die Geschäftsführerin des SkF München, Elke Prumbach, betonte noch einmal, dass "wir sehr bedauern, dass wir die Beratung von gewaltbetroffenen Frauen im Landkreis Erding aufgeben müssen".

Während von Landrat Bayerstorfer nur haltlose Vorwürfe kamen, hat eine Gruppe von Kreisrätinnen aller Fraktionen den Mitarbeiterinnen der Interventionsstelle und des Frauenhause für ihre Arbeit gedankt. In einer Pressemitteilung heißt es: "Sehr verletzt hat die Damen der wiederholte und bis heute nicht zurückgenommene Vorwurf, das Frauenhaus sei mit eingegangenen Spenden nicht transparent umgegangen." Erst am Montag hatte Bayerstorfer im Kreistag den Umgang des SkF mit Spenden erneut in ein schlechtes Licht gerückt. Die Gruppe der Kreisrätinnen schreibt, "dass mit Rupp, Sturm und ihrem Team jahrelange Erfahrung in einem hoch sensiblen und von der Gesellschaft noch immer zumeist tabuisierten Bereich verloren geht". Die Kreisrätinnen wünschen dem BRK "eine glückliche Hand bei dieser sehr fordernden Aufgabe und den von Gewalt betroffenen Frauen, dass sie weiterhin fachlich und menschlich so gut betreut werden, wie sie es bisher wurden".

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