Doppelmord im Landkreis Erding:Polizei findet Messer bei Tatverdächtigem

Schock im oberbayerischen Notzing: Im Garten eines Einfamilienhauses gräbt die Polizei die Leichen eines Ehepaars aus. Ein 21-Jähriger steht unter dringendem Tatverdacht - er soll "ein zumindest oberflächliches Geständnis abgelegt" haben.

Florian Tempel, Erding

Im oberbayerischen Notzing im Landkreis Erding hat die Polizei in der Nacht zum Montag zwei Leichen gefunden - vergraben in einem Garten. Bei den Toten handelt es sich um den 60 Jahre alten Hausbesitzer und seine 54 Jahre alte Ehefrau, wie Staatsanwalt Hubert Krapf zur SZ sagte. Nach dem Ergebnis der Obduktion im rechtsmedizinischen Institut in München stand am Montagnachmittag fest, dass beide Opfer erstochen worden sind.

Paar getötet und verscharrt

Der Fundort der Leichen ist mit einer Plane verdeckt: In Notzing wurde ein Ehepaar getötet.

(Foto: dpa)

Ein 21-Jähriger steht unter dringendem Tatverdacht. Der junge Mann hatte sich am Sonntagabend der Polizei in Erding gestellt und gestanden, das Ehepaar getötet zu haben. Er sitzt nun wegen Mordverdachts in U-Haft.

Den Hinweis auf das Gewaltverbrechen habe der Sohn des Ehepaares am Sonntagabend gegeben, sagte ein Polizeisprecher. Der Mann, der in Hallbergmoos, nur wenige Kilometer westlich von Notzing, lebt, konnte seine Eltern das ganze Wochenende telefonisch nicht erreichen, deswegen fuhr er am Sonntagabend zum Haus seiner Eltern. Dort stieß er auf Blutspuren, die auf ein Verbrechen hindeuteten. Gegen 20.45 Uhr alarmierte er die Polizei. Diese leitete daraufhin eine Suchaktion in Haus und Garten ein.

Etwa 20 Beamte und die Spurensicherung suchten das Grundstück in der kleinen Ortschaft ab. Gegen 1 Uhr wurden schließlich die zwei verscharrten Leichen im Garten gefunden. Die Leichen waren in einem mit Sträuchern bewachsenen Beet, das zwischen Rasen und der Gartenmauer zur Straße liegt, etwa einen halben Meter tief eingegraben. Nicht sofort ersichtlich für die Ermittler - erst ein Leichenspürhund zeigte die Stelle.

Dem Sprecher der Polizei zufolge stellte sich der 21 Jahre alte Tatverdächtige aus dem Landkreis Freising noch während des Einsatzes. Sein Vater hatte zuvor bei der Polizei angerufen und mitgeteilt, der 21-Jährige werde sich stellen. Es handelt sich um den Ex-Freund der 17 Jahre alten Tochter der Ermordeten, die nach derzeitigem Kenntnisstand bei ihren Eltern lebe, sagte Staatsanwalt Krapf.

Der Tatverdächtige habe, sagte Krapf, "ein zumindest oberflächliches Geständnis abgelegt". In der Wohnung des Verdächtigen fanden die Beamten ein Messer als mögliche Tatwaffe. Nach Polizeiangaben gilt der 21-Jährige als psychisch auffällig, er habe auch gegen die eigene Familie bereits Gewalt angewendet.

Die Ermittlungen zum genauen Tatablauf und insbesondere zu den Motiven und Hintergründen der Tat dauern noch an. Die Tatzeit war nach den Angaben des Verdächtigen am Freitag "im Laufe des Tages". Vergraben wurden die Leichen wohl in der Nacht von Freitag auf Samstag.

Noch rätselhafter ist, welche Rolle die Tochter der Ermordeten bei der Bluttat spielte. Es gibt keine Anhaltspunkte für eine direkte Tatbeteiligung. Gegen sie wurde jedoch Haftbefehl wegen Strafvereitelung erlassen, da sie offenbar beim Vergraben der Leichen ihrer Eltern geholfen hat. Der Haftbefehl wurde jedoch außer Vollzug gesetzt. Sie muss nicht in Untersuchunghaft, sondern wurde in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Sie muss schon seit Freitag von der Ermordung ihrer Eltern gewusst haben.

Das Grundstück und die Straße in Notzing blieben zunächst weiträumig abgesperrt. Die Nachbarn hatten am Wochenende nichts Auffälliges gesehen. Aber schon am Samstag sollen die Rollläden im Haus runter gelassen gewesen sein. Nachbarn, die ein Päckchen abgeben wollten, klingelten - doch niemand öffnete.

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