Musik in der Erdinger Altstadt:Die einen so, die anderen so

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Am Wochenende findet die "Nacht der blauen Wunder" in Erding statt, aber nur noch 13 Lokale machen mit. Erleidet die Veranstaltung dasselbe Schicksal wie das legendäre "Konzertival"?

Von Mathias Weber

Dorfen: Fast ausverkauft", sagt Peter Feller. Und auch in Bad Tölz, in Rosenheim, in Wasserburg und in Landshut laufe es gut: "Die Nacht der blauen Wunder", die in all diesen Städten von der Sinnflut GmbH organisiert wird, ist vom Oberland bis nach Niederbayern ein Erfolg, zum Teil organisiert sie Geschäftsführer Feller schon seit fast 15 Jahren. Nur in Erding, in der Sinnflut-Heimat, da tut man sich schwer. Gar nicht mal zu wenig Publikum ist das Problem, eher die Lokale: Statt 17 im vergangenen Jahr machen heuer nur noch 13 mit.

Zum zweiten Mal veranstaltet Sinnflut nun die "Nacht der blauen Wunder" in der Großen Kreisstadt. Das Konzept der Veranstaltung: Wer verschiedene Bands sehen will, kauft ein Eintrittsbändchen für 10 Euro im Vorverkauf oder 12 Euro an der Abendkasse und kann damit den ganzen Abend von 20.30 Uhr an durch verschiedene Erdinger Kneipen touren. Jeweils eine Band spielt in einem Lokal eine halbe Stunde lang und pausiert danach 30 Minuten.

Dieses Konzept dürfte den Erdingern bekannt vorkommen: Schon vor mehr als 15 Jahren wurde zum ersten Mal das "Konzertival" veranstaltet, die "lange Nacht der Live-Musik", wie es damals hieß. Organisator war seit jeher Klaus Sieber. 2013 aber fand das "Konzertival" unter großem Wehmut zum letzten Mal statt, bis dahin war die Veranstaltung jedes Jahr ausverkauft. Der Grund für das Ende: Die Erdinger Gastronomen wollten nicht mehr. "Den einen ist der Arbeitsaufwand zu groß, die anderen sind nicht Willens, ihren minimalen finanziellen Beitrag zu leisten", sagte Organisator Sieber damals der Erdinger SZ.

Unter den stadtbekannten Lokalen, Restaurants und Kneipen, die früher gerne beim "Konzertival" und noch vergangenes Jahr bei der "Nacht der blauen Wunder" mitgemacht hatten, lassen es viele heuer sein: Der Weißbräu und das Dostojewski in der Langen Zeile zum Beispiel, das Papa-Remo, das Buona Vista am Kleinen Platz oder der Weinwirt. Auch nicht mehr dabei sind Lokale außerhalb der Altstadt, für die im vergangenen Jahr noch extra ein Shuttlebus eingerichtet wurde: Die Schiaßn am Volksfestplatz und der Gasthof Adlberger in Altenerding. Die Gastronomen, die nicht mehr dabei sind, wollen sich nicht öffentlich äußern, lassen aber doch einiges durchblicken: Gerade in der Altstadt seien die Lokale am Wochenende sowieso voll, da müsse man sich den Stress mit der blauen Nacht nicht auch noch antun. Und wirtschaftlich mache es kaum einen Unterschied: Man verdiene durch die ständige Fluktuation der Gäste man vielleicht mehr an den Getränken, müsse aber auch mehr investieren. Um überhaupt mitmachen zu dürfen, muss der Sinnflut GmbH 400 Euro gezahlt werden.

Aber nicht alle Gastronomen sehen die Veranstaltung kritisch. Wolfgang Bensiek betreibt das Lokal Zeitlos im Heilig-Geist-Hof. Er machte früher beim "Konzertival" mit und auch jetzt bei der "Nacht der blauen Wunder". Er gibt schon zu, dass die Veranstaltung viel Aufwand bedeutet; er braucht mehr Personal und muss am Samstag während des Umbaus einige Stunden sein Lokal schließen. Trotzdem sagt er: "Viele wollen nur Nutzen daraus ziehen, mir ist es aber wichtig, dass sich was rührt in der Altstadt."

Startschwierigkeiten, so sagt Peter Feller von Sinnflut, habe es zum Beispiel auch in Rosenheim gegeben, wo die Wunder-Nacht seit vier Jahren stattfindet. Und das "Konzertival" habe immer im Frühjahr statt gefunden, daran habe sich das Erdinger Publikum erst gewöhnen müssen. Dieses Jahr, nicht so wie im letzten, findet die Veranstaltung nun nach dem Oktoberfest statt, auch dadurch will man mehr Publikum anziehen. Feller hofft, dass im kommenden Jahr wieder mehr Lokale mitmachen. An ihm soll es nicht scheitern: "Man muss einfach den längeren Atem beweisen", sagt er.

"Die Nacht der blauen Wunder" findet am Samstag, 10. Oktober, statt. Karten zu zehn Euro im VVK gibt es bei Musicworld Erding und im Sinnflut Onlineshop unter sinnflut.biz. Dort werden auch die teilnehmenden Bands und Lokale in Erding vorgestellt.

© SZ vom 08.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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