Musical:Der erste Europäer

Musical: Für die Kostüme ist Roswitha Weiler verantwortlich. Sie sorgte dafür, dass alle Akteure fantasievoll in Anlehnung an die damalige Zeit gekleidet sind.

Für die Kostüme ist Roswitha Weiler verantwortlich. Sie sorgte dafür, dass alle Akteure fantasievoll in Anlehnung an die damalige Zeit gekleidet sind.

(Foto: Marco Einfeldt)

Für die Darsteller und Musiker wird "Korbinian - Das Musical" zur einer Mammutaufgabe, die sie bravourös meistern

Von Katharina Aurich, Freising

Nach fast 1300 Jahren kehrt Korbinian, der erste Bischof von Freising, in die Domstadt zurück. Aber dieses Mal nicht leise und nach einer langen, anstrengenden Reise. Seine Rückkehr wird zu einem fulminanten und bewegenden Musical, das mit seinen 250 Mitwirkenden an die Rockoper "Jesus Christ Superstar" erinnert. Eine warme Sommernacht und das historische Ensemble des Marienplatzes boten am Donnerstagabend die perfekte Kulisse für die umjubelte Premiere des opulenten Stückes mit dem Chor "Freysing Larks" unter der Leitung von Norbert Huber. Bereits nach den ersten Takten war klar, dass mit Johannes Rothenaicher ein Komponist am Werk war, der den Klangkörper des großen Orchesters, in dem sich bekannte Freisinger Musiker wie Stephan Treutter, Jürgen Wüst, Annegret Polster, Thomas Weighardt, Ivo Fischer, Thomas Noichl, Stefan Beuthner sowie Mitglieder des "Freisinger Symphonieorchester" zusammengeschlossen hatten, voll ausschöpfte. Korbinian sei einer der ersten wahren Europäer gewesen, sagte Autor Stephan Schwarz, der die Handlung, Liedtexte und Dialoge in Anlehnung an die Legenden über das Leben des Bistumsgründers geschrieben hat. Im August 2014 hatten die ersten Überlegungen für das Musical begonnen, durch das sich in den Liedern und Texten wie ein roter Faden die christliche Botschaft vom Vertrauen, Vergeben und Verzeihen zieht. In zwei Akten und 22 Bildern wird die spannende Geschichte Korbinians erzählt, der aus dem Dorf Arpajon in Frankreich stammt, dort Wunder vollbringt, nach Rom gerufen und schließlich Freisinger Bischof wird, wo er sich dann gegen die weltliche Macht und die Verführungskünste der Herzogin Pilitrud erwehren muss. Die Zuschauer erfahren vom "Fischwunder", bei dem Korbinian hungernden Kindern Fische besorgt, oder vom "Quellwunder", als er auf einem Hügel eine Quelle sprudeln lässt. Für die Schauspieler und Sänger ist das Stück eine Mammutaufgabe, die tragenden Rollen hat Musicalchef Norbert Huber daher doppelt besetzt. Mit Thomas Hofstetter als überzeugender Korbinian (ebenfalls beeindruckend als Zweitbesetzung, Thomas Hiermeier) erlebten die Zuschauer eine Berg- und Talfahrt der Gefühle: Lebensfreude, die jäh endet, als Korbinian seinen getöteten Onkel findet, Verzweiflung, da er sich wegen seines Zuspätkommens die Schuld an dessen Tod gibt, unverbrüchliche Freundschaft zu Augustus (Stefan Hör) und auch immer wieder weibliche Verlockungen, bei denen Korbinian aber standhaft bleibt.

Die Spannung steigt, als die böse Herzogin Pilitrud (diabolisch: Eva Kitzberger und Kirsten Schneider) entlarvt wird und Korbinian einen Raubmörder vor dem Galgen rettet. Schließlich pflanzt er bescheiden und zufrieden mit seinem Augustus ein Bäumchen. Gekonnt halten der Autor Stephan Schwarz, Komponist Johannes Rothenaicher und vor allem Maximilian Widmann als Regisseur den Spannungsbogen und geben der Spielfreude des Ensembles und den Stimmen der Protagonisten Raum, sich zu entfalten. Christian Nowak als Herzog Grimoald, Robert Weithenauer und Stefan Gärtner als Raubmörder füllen die männlichen Parts. Ein Erlebnis waren die tanzenden und singenden Nornen Brigitte Weithenauer, Andrea Röder und Marina Ferdinand, (Zweitbesetzung: Susanne Fischer, Maria Wallner und Julia Pfleger), die als schicksalsweisende Wesen, die von Göttern, Zwergen oder Elfen abstammen, Korbinian immer wieder singend und tanzend den richtigen Weg wiesen. Das tragende Element des Musicals war natürlich der Chor "Freysing Larks", der die Massenszenen so leidenschaftlich gestaltete, dass es eine wahre Freude war. Auch der Nachwuchs fehlte nicht. So übernahm der Musicalchor der Realschule unter der Leitung von Ursula Lutz die Fischwunderszene.

Nicht unerwähnt bleiben dürfen die Kostüme. Roswitha Weiler sorgte dafür, dass alle Akteure fantasievoll in Anlehnung an die Mode der damaligen Zeit gekleidet waren. Dazu passte das Bühnenbild aus grauen, rechteckigen und beweglichen Elementen, welches das Team unter der Leitung von Gerhard Hornung sparsam, effektvoll und durchdacht entwickelt hatte. Der Überraschungsgast des Premierenabend auf der Bühne war Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher, der - prunkvoll als Papst gekleidet - Korbinian schließlich zum Bischof weihte. Für ihn sei das Stück "Korbinian" eine kraftvolle Hommage an den Heiligen, sagte Eschenbacher.

Wer noch Karten für die weiteren Aufführungen möchte, hat Pech gehabt. Alle Vorstellungen sind komplett ausverkauft. Verkauft wurden über 4500 Eintrittskarten. Auch darauf können die Veranstalter stolz sein.

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