Moosburg:Zarte Begebenheit im Schweinsdarm

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Bei einem eher närrischen Symposium in der Moosburger Kegelhalle fordert Florian Herrmann einen Weißwurst-Day

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

Es ist für einen Kenner die Frage aller Fragen: Wie isst man sie nun mit Stil - die Weißwurst. Günter Wittmann, der neue Wirt der Moosburger Kegelhalle und geistiger Mitbegründer des Weißwurstsymposiums, antwortet darauf fast ein wenig juristisch: "Des kimmt drauf o." Auf die Wurst oder den Esser? Auf beides wohl. Florian Herrmann, CSU-Landtagsabgeordneter und Jurist, gab sich als Laudator der Weißwurst beim 16. Weißwurst-Symposium, erstmals in der Kegelhalle, diplomatisch. Einzige Todsünde beim Weißwurstessen ist seiner Meinung nach der Längsschnitt.

Günter Witmann, langjähriger Gastro-nom in Freising, ist Besitzer des weltweit einzigen Weißwurstdenkmals, im Jahr 2002 in der "Aktienschänke" in Freising errichtet. Im Moment wird es restauriert und im nächsten Jahr an der Kegelhalle aufgestellt. Jedenfalls wurde das neue Denkmal schnell zur Pilgerstätte für Weißwurstesser im Fasching. Denn die Weißwurst ist nach gut verbürgter, aber nicht felsenfester Überlieferung am 22. Februar 1857 im Wirtshaus "Zum ewigen Licht" am Münchner Marienplatz zur Welt gekommen. Eine eher dunkle Kneipe, daher auch der Name. Dem Gastwirt Sepp Moser waren die Schafsdärme ausgegangen, um seine beliebten Bratwürstl zubereiten zu können. Er behalf sich mit Schweinsdärmen, hatte aber Angst, diese könnten beim Braten platzen, und brühte sie nur im heißen Wasser auf. Die Weißwurscht war geboren. Das mit dem Geburtsdatum könnte laut Florian Herrmann auch ein Mythos sein, möglicherweise ist die Weißwust auch gut 40 Jahre älter, auf keinen Fall stamme sie aber aus Frankreich.

Jedenfalls Anlass genug, ihr in diesen Tagen zu huldigen, wie es denn auch eine illustre Gesellschaft auf Einladung des CSU-Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer in der Kegelhalle tat. Bis aus Wolnzach und Geisenfeld war man dem Weißwurst-Weckruf gefolgt, der Metzgerburschenverein war da, die "Isartaler-Trachtler" und ihre Freunde von "Almrausch Freising". Dazu die Junge Union aus Pfaffenhofen und die Volkstanzler aus Hallbergmoos. Schließlich mühte sich auch die Moosburger Narrhalla, ihr Gaudiprogramm in der Enge vorzuführen. Für beste Blasmusik sorgten die Holledauer Hopfareisser. Symposium heißt schließlich nicht nur wissenschaftliche Vorträge, sondern auch gemütliches Zusammensein.

Wie isst man sie nun richtig, die "zarte Begebenheit Weißwurscht", wie sie Günter Wittmann nannte? Eines darf man nach seiner Aussage auf keinen Fall tun: sie paarweise bestellen. Ob nun mit Messer und Gabel oder den Fingern, ist eher sekundär. "Es gibt keine Regel, aber wehe, Sie verstoßen dagegen", meinte der Abgeordnete, der auch Parallelen zwischen der Weißwurst und der CSU fand. Beides gehöre untrennbar zu Bayern. Ein Patent auf die Bezeichnung "Münchner Weißwurst" gibt es im Übrigen nicht, weswegen Herrmann auch fürchtet, dass sie bald auf der roten Liste landen wird. Vier Punkte zur Rettung: die Weißwurst essen, das Bundesgebiet neu ordnen mit einem Weißwurstäquator, einen Weißwurst-Day einführen und sie in das Unesco-Weltkulturerbe aufnehmen. Im nächsten Jahr wird Moosburgs Bürgermeisterin Anita Meinelt die Weißwurst hochleben lassen.

© SZ vom 12.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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