Moosburg:Georg geht nach Afrika

Georg Hobmaier

Georg Hobmaier ist bereit: Bald startet sein soziales Jahr in Westafrika

(Foto: privat)

Moosburger Abiturient absolviert Freiwilligendienst an der Elfenbeinküste. Dort muss er wohl ein Jahr lang kalt duschen

Von Clara Lipkowski, Moosburg

Gerade hat Georg Hobmaier sein Abi bestanden, da heißt es für ihn schon Koffer packen. Am 4. September geht es für ein Jahr an die Elfenbeinküste, genauer gesagt nach Duékoué, eine Stadt mit 185 000 Einwohnern in einer bergigen Region des westafrikanischen Landes. Etwa 12 Stunden Flug stehen dem Moosburger bevor, dann landet er in der Hauptstadt - die heißt wie? Yamoussoukro. Im Internet hatte sich Hobmaier erkundigt, was es für Angebote gibt. Er ist so auf die Organisation "Weltwärts" gestoßen, im Auftrag des Bundes die Freiwilligendienste im ganzen Land fördert. Im Internat, das der Salesianer-Ordens vor Ort betreibt, arbeitet immer mindestens ein Freiwilliger aus Deutschland mit. Ziel des Ordens in Duékoué ist es, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Schule und Ausbildung zu ermöglichen. Zu möglichst geringen Gebühren. "Im Jahr zahlen Schüler umgerechnet an die 100 Euro Gebühren", erklärt Georg Hobmaier. Derzeit besuchen etwa 80 Schülerinnen und Schüler zwischen sieben und 23 Jahren das Internat.

Der 18-Jährige schmiedete den Plan, ins Ausland zu gehen, um sich selber ein bisschen besser kennenzulernen. Selbstständiger will er auch werden. Zwar sei er schon jetzt ein offener Mensch, aber ständig für sich selber Sorgen, das ist dann doch noch mal was anderes. Dafür schiebt er die Aufnahmeprüfung zum Mathestudiums in München um ein Jahr auf.

In Duékoué wird Georg ein Jahr lang im Internat leben und die Schüler unterrichten und in ihrer Freizeit begleiten. "Wenn ich mein Zimmer verlasse, fängt die Arbeit an", sagt Hobmaier. "Der Tagesablauf ist noch nicht ganz klar", wahrscheinlich werde er die Schülerinnen und Schüler pro Woche ein paar Stunden in Mathe, Deutsch und Englisch unterrichten. In der Freizeit will er Gitarrenunterricht geben, im Theaterkurs mithelfen und darauf aufpassen, dass die Jugendlichen "keine Dummheiten machen." Denn "sonntags muss auch mal geputzt werden", sagt er, und vielleicht müsse der eine oder andere auch dazu motiviert werden, zur Schule zu gehen. "Ein bisschen Respekt hab' ich schon davor", sagt der Moosburger, "es werden keine anderen Deutschen im Internat sein." Hinzu kommt die Fremdsprache: Zwar habe er Französisch im Abitur gehabt, der Akzent der Einheimischen sei aber sehr stark. "Ich hoffe, dass ich mich nach ein paar Wochen da reingefunden habe." Dass es nur kaltes Wasser zum Waschen geben wird, schreckt ihn allerdings nicht ab: "Das Land liegt nah am Äquator, meist ist es tropisch schwül."

Vor ein paar Jahren noch konnte das Missionsgelände der Salesianer nicht genutzt werden, weiß Hobmaier zu berichten. "2011 wurden bei einem Massaker in der Stadt 800 Menschen getötet." Davon zeugen zahlreiche Youtube-Videos. "30 000 sind auf das Salesianer-Missionsgelände geflüchtet." Heute ist die Situation im Land weitgehend ruhig. Deswegen macht sich Hobmaier auch keine großen Sorgen um die Sicherheit. "Sonst würde Weltwärts da keine Freiwilligen hinschicken." Wichtig findet Hobmaier, dass die Schüler die Möglichkeit bekommen, in einen Beruf einzusteigen. Das Internat bietet fünf Ausbildungsgänge an, darunter Elektrotechnik und Schneiderei. Sonntags findet außerdem ein Gottesdienst statt. Der stehe aber allen Schülern offen, sagt er, auch den muslimischen. Und die kämen dann auch, das sei nichts Ungewöhnliches. Hobmaier ist selbst in der Moosburger Kirche aktiv. Unter anderem als Chorsänger. Er gehört nicht gerade zu denen, die nur an Weihnachten die Kirche von innen sehen.

In Afrika freut er sich darauf, eine neue Kultur kennenzulernen und sich ein bisschen von der "europäischen Strenge" zu entfernen. Damit meint er vor allem Pünktlichkeit und Distanziertheit. "Von meinen Vorgängern habe ich gehört, dass die Menschen dort lockerer sind. Da kann ein Einkauf schon mal zwei Stunden dauern, weil man ständig jemanden trifft, mit dem man sich einfach so unterhält."

Für die Finanzierung des freiwilligen sozialen Jahres bittet der Salesianer-Orden Teilnehmer um Spenden. Das ist kein Muss, Hobmaier hat aber schon die Hälfte der gewünschten 1800 Euro zusammen.

Wer das Projekt unterstützen will, kann dies hier tun: Don Bosco Mission, Liga Bank München, IBAN: DE66 7509 0300 0102 1418 76, Verwendungszweck Hobmaier Georg, R511648. Aus dem Land berichtet Hobmaier in einem eigenen Blog: blogs.strassenkinder.de/georginderelfenbeinkueste/

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