Moosburg:Gelebte Solidarität

Die Tafel feiert ihr zehnjähriges Bestehen

Von Karlheinz Jessensky, Moosburg

Zehn Jahre Moosburger Tafelladen - ist das ein Grund zum Feiern? Einerseits wohl ein Armutszeugnis für Staat und Gesellschaft, dass Menschen an der Ausgabestelle für Lebensmittel anstehen müssen, um sich ihr täglich Brot zu holen. Andererseits ein großartiges Zeichen der Solidarität von Helfern und Geschäftsleuten mit den Menschen auf der Schattenseite des Lebens. Eine segensreiche Einrichtung nannte Vize-Landrat Robert Scholz bei der Zehn-Jahres-Feier im Rotkreuz-Haus die Moosburger Tafel, BRK-Keisvorsitzender Toni Neumaier und Bürgermeisterin Anita Meinelt sparten ebenfalls nicht mit anerkennenden Worten.

Hans Moormann vom sechsköpfigen Organisationsteam der Moosburger Tafel gab Einblicke in das Innenleben. 27 600 Besuche machten die Kunden in den vergangenen zehn Jahren, rund 80 Leute kommen pro Ausgabetag. Sechs Kunden sind bereits über 400 Mal da gewesen, einer hat nur zwei Mal im Jahr gefehlt. Ein Kunde versorgt eine Familie mit sechs Kindern. 35 der 45 Helfer sind Frauen, Etwa 30 000 Arbeitsstunden haben alle zusammen in den zehn Jahren geleistet. Ein Drittel davon allein die Tafelleiterin Juliana Schmidbauer. Sie ist seit je her die treibende Kraft hinter der Moosburger Tafel, die 2007 auf Initiative der Caritas und des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) entstanden ist. Dafür gab es für Schmidbauer aus der Hand des BRK-Kreisgeschäftsführers Albert Söhl die höchste Auszeichnung des BRK für den Bereich des Ehrenamts, die Ehrenplakette in Gold. Nach vielen lobenden Worten wurde auch einmal der Spieß umgedreht: die Helfer erhielten ein Buffet spendiert.

Vize-Landrat Robert Scholz dankte den rund 45 Helfern sowie den gut 30 Geschäften aus Moosburg und Umgebung, die durch ihre Lebensmittelspenden den Laden erst am Laufen halten. In der Region mit der niedrigsten Arbeitslosenzahl der Bundesrepublik würden damit Menschen nicht vergessen, die im Schatten stünden. Die Moosburger Tafel sorgt für etwa 280 Personen. "Damit wird ein Zeichen der Solidarität, für eine funktionierende Bürgergesellschaft und gegen soziale Kälte gesetzt", so Scholz. Bürgermeisterin Anita Meinelt sprach ebenfalls von einer "beispielhaften Solidarität". BRK-Kreisvorsitzender Toni Neumaier sagte, mit den Tafeln sei eine neue soziale Bewegung entstanden, ohne die es noch mehr Spaltung in der Gesellschaft gäbe. Es sei sicher Aufgabe von Rotem Kreuz, Caritas, Diakonie und anderen Organisationen, armen Menschen zu helfen und Not zu lindern. "Wir können aber nicht die Rolle des Reparaturbetriebs des Staates übernehmen, denn Armut zu verhindern, ist in erster Linie dessen Aufgabe."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: