Mitten in Fraunberg:Howdy, mein Sack!

Schneeverwehungen machen das Recycling nicht leichter.

Von Gerhard Wilhelm

Starke Böen, Schneefall und Gelbe Säcke sind ein tolle Kombination, um einen Morgen mit einem sportlichen Programm beginnen zu lassen. Laut Definition des Landratsamtes gehören in die Gelben Säcke zum Beispiel Verkaufsverpackungen oder Teile von Verkaufsverpackungen aus Kunststoffen, Kunststoffbeutel und -tüten, Kunststoffflaschen (Wasch-, Spül- und Reinigungsmittel), Plastikbecher, Styropor aus Verpackungen, Saft- und Milchkartons und Vakuumverpackungen wie beim Kaffee.

Sturm und Böen haben zwei charakteristische Eigenschaften: der Wind weht sehr kräftig und immer an Tagen, an denen spätestens am Morgen Gelbe Säcke am Straßenrand abgelegt werden müssen. Das Ergebnis sieht man auf dem Weg zur Arbeit. Bereits der erste Schritt aus der Haustüre wirft die Frage auf: Wer bitte schön hat in den vergangenen vier Wochen seit der letzten Abholung Margarine gegessen oder Schlagsahne im Tetrapack gekauft und was haben beide Behältnisse im Garten zu suchen?

Die Frage wird schnell beantwortet: nichts. Genauso wenig, wie die Joghurtbecher und Spülmittelflaschen in der Hecke des Nachbarn, die noch gestern Abend in den eigenen Gelben Säcken lagen. Der eine Sack wurde vom Wind aufgerissen, obwohl er doppelt verknotet war. Sein Inhalt verstreut. In der Hecke des Nachbarn, auf dem Weg, im eigenen Garten. Das Einsammeln wird zur sportlichen Herausforderung, zum Kampf mit den Elementen. Wer ist schneller? Mensch beim Aufheben oder der Wind beim Wegblasen? Als dann endlich der widerspenstige Sack voll ist, stellt sich die Frage: Wie verhindert man, dass sich das Spiel wiederholt. Nur Anlehnen an der Garagenwand nutzt nichts, schon ist man wieder dabei einem Sack hinterher zu laufen. Erst ein großes Brett zum Beschweren schafft Ruhe.

Die zweite Herausforderung wartet beim Autofahren. Überall lauern Gelbe Säcke auf der Straße und zwingen zum Slalomfahren. Die ersten zwei legt man noch zurück an den Straßenrand, aber als man dann im Rückspiegel sieht, dass das eine vergebliche gute Tat war, beschließt man, einfach weiter Slalom zu fahren. Der böige Wind pfeift Schneeflocken quer über die Straße, Gelbe Säcke purzeln durch die Gegend und alles erinnert einen an die rollenden Büsche irgendwo in einer Prärie oder Steppe in einem Western. Nur dass es dort warm ist und bei uns saukalt. Fehlt nur noch John Wayne, der ums nächste Eck kommt, einen Gelben Sack sich greift und sagt: "Howdy! Sorry, mein Gelber Sack."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: