Mitten in Erding:Warmduscher und Katzenjäger

Der kalte Schock unter der morgendlichen Dusche bringt weniger für die Gesundheit als gedacht. Ein guter Grund es nicht zu tun

Von Gerhard Wilhelm

Wer kennt das nicht, das Bett ist gerade so kuschelig warm, der letzte süße Traum schwingt noch im Kopf nach, und dann klingelt der Wecker. Gnadenlos. Und eigentlich ist man noch überhaupt nicht bereit, aufzuwachen. Als Tipp zum wach werden gilt: kalt duschen. Allein der Gedanke an kaltes Wasser im warmen Bett lässt einen noch mehr die Decke über sich zusammen ziehen. Aber alles Jammern und Klammern nutzt nichts, irgendwann muss man aufstehen.

Duschen gilt gegenüber einem Bad nehmen als effektiv, Wasser und Zeit sparend, und wenn man am Schluss des Reinigungsrituals das kalte Wasser anstellt, als abhärtend - für die Gesundheit und die Unwägbarkeiten des Arbeitstages. Wurde uns bisher so zumindest verkauft - also machen wir es auch so. Holländische Ärzte haben jetzt an mehr als 3000 Teilnehmern untersucht, ob der Kälteschock unter der Dusche tatsächlich der Gesundheit dient. Die kurzfristigen Folgen für die Gesundheit fallen bescheiden aus, wie die Studie zeigt. Sich abwechselnd kalt und warm zu duschen, habe aber langfristig durchaus günstige Effekte. Wenn sich die Blutgefäße abwechselnd zusammen ziehen und wieder weiten sei das gut für Herz und Kreislauf und beuge Infarkt, Schlaganfall und anderen Leiden vor. Und Tatsache sei auch: kalt duschen am Morgen macht munter, wenn man auch glaubt, in dem Moment tot umzufallen. Aber zum Glück sind Warmduscher gesundheitlich gesehen nicht schlechter dran.

Gute Wachmacher trotz heißer Dusche sind auch die Kater aus der Nachbarschaft. Nicht weil sie mit penetrantem Miauen wie ein zuverlässiger Wecker sind, sondern weil sie prima Stressauslöser sein können - und das immer ausgerechnet dann, wenn es einem morgens eh schon pressiert zur Arbeit. Da schnappt man sich schnell noch die Autoschlüssel, öffnet die Haustür und will raus, schießt der Nachbarkater rein in die Wohnung. In völliger Missachtung, dass das nicht sein Heim ist und der tatsächliche Bewohner überhaupt keine Zeit hat, um sich gebührend um ihn zu kümmern. Die Uhr tickt gerade morgens gnadenlos schnell. Also schnellt der Puls beim Anblick des bepelzten Stubentigers nicht vor Freunde in die Höhe, sondern aus purer Verzweiflung, denn so einfach lässt der sich nicht überzeugen, dass er wieder raus muss. Und zwar sofort. Katzenjagd und etwas beschleunigtes Autofahren bringen zuverlässig Blutdruck und Puls auf maximale Arbeitswerte - und man ist wach.

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