Für Verblüffung hat am Donnerstag CSU-Stadtrat Hermann Schießl gesorgt, als er dem Stadtentwicklungsausschuss mitteilte, er habe einer Bürgerin geraten, sie solle ein städtisches Schreiben einfach wegschmeißen. Es war darin ums Heckenschneiden gegangen. Einfach peinlich, fand Schießl. Damit steht ihm nun mehr Ärger ins Haus als der Bürgerin, die ihre Hecke nicht pflichtgemäß gestutzt hatte. OB Max Gotz, ebenfalls CSU, schnappte kurz nach Luft, dann bat er darum, die Aussage wörtlich ins Protokoll aufzunehmen. Es folgte eine erste Zurechtweisung: Schießl möge bedenken, dies sei auch "seine Verwaltung". Ein weiteres Zwiegespräch zwischen Schießl und dem CSU-Ortsvorsitzenden Gotz wird wohl folgen.
Schießl darf als möglicher Nachfolger für den Fraktionsvorsitzenden Jakob Mittermeier gelten. Mittermeier ist seit 2008 Fraktionssprecher, als Gotz Bürgermeister wurde. Damals war denkbar, dass er das Amt nach drei Jahren wieder abgibt, es hat sich seitdem aber kein Besserer gefunden. Dabei ist die Aufgabe, die CSU-Fraktion zu führen, gar nicht so schwer: Meist präsentiert sie sich geschlossen. Und um eigene Positionen durchzusetzen und Bündnisse zu schmieden, verlässt sie sich auf die Eloquenz des OB.
Aus dem Rennen hat sich Schießl mit seinem Ausrutscher jedoch nicht gekegelt, der Hang zum Individualismus ist auch den anderen Kandidaten zu eigen: Burkhard Köppen hatte vor Jahren fröhlich verkündet, er fahre gerne mit dem Rad durch den Park, als dies nur bei Schülern geduldet wurde - und Gotz war sauer. Auch Hubert Sandtner wird immer wieder mit einer eigenen Meinung auffällig. Wer sich auskennt, der weiß es sowieso: Eine starke Fraktion braucht einen Anführer, der auch mal Kontra gibt. Also, alles richtig gemacht.