Mitten in Erding:Klebrige Banditen

Der Fundus an kuriosen Diebstählen in Deutschland ist lang. Hier kommt ein weiteres Kapitel

Von Sebastian Fischer

Einbrecher stellt man sich gemeinhin als fiese Zeitgenossen vor. Sie sind vermummt, kommen in der Nacht, machen viel kaputt und stehlen allerhand Wertvolles. Ihr Werk ist zu verurteilen, das sei hier erwähnt, da nun von durchaus putzigen Vertretern der verbrecherischen Zunft die Rede ist.

In der Nacht vom 11. auf den 12. Juli sind ein oder mehrere unbekannte Täter in das Sportcenter des Erdinger Kickboxvereins eingebrochen, das teilte die Polizei am Dienstag mit. Die Einbrecher haben sich keine alleinstehende Villa ausgesucht, in der sie recht mühelos ein paar gut betuchte Bewohner zu überrumpeln gehabt hätten. Nein, sie sind dort eingestiegen, wo ihnen in einer dunklen Ecke ein Kickboxer oder Karatekämpfer hätte begegnen und ihr Abenteuer jäh hätte beenden können. Mutig? Wohl eher naiv, betrachtet man den Raubzug etwas eingehender. Die Banditen haben im Büro Schubladen aufgebrochen, 200 Euro Bargeld und 50 Euro in Postwertmarken geklaut, insgesamt einen Sachschaden von gut 300 Euro verursacht, nun ja. Vor allem steckten sie aber 200 Abziehtattoos ein, sie konnten einfach nicht widerstehen: Da waren so niedliche Kampfkatzen drauf!

Nun ist der Fundus an kuriosen Diebstählen in Deutschland groß. So haben etwa ein paar Amateure in Saarmund bei Potsdam mit Lkw und Stahlseil mal einen Kontoauszugsdrucker entwendet. Diebe in Köln mussten selbst die Polizei rufen, weil sie im Aufzug stecken blieben. Und in Wuppertal legte ein Bankräuber einen Briefumschlag auf den Tresen, auf dem "Das ist ein Überfall!" geschrieben stand - und seine Adresse. Die Einbrecher von Erding erinnern an einen anderen Fall, der vor allem Cineasten bekannt sein dürfte: Marv und Harry aus Chicago nannten sich selbst die "klebrigen Banditen", sie zeichneten sich dadurch aus, dass sie verzweifelt einen Jungen namens Kevin durch New York jagten und sich am Ende selbst verrieten, weil sie bei der Polizei mit ihren Errungenschaften prahlten. Ähnlich dürften auch die Erdinger Einbrecher bald gefasst sein. Sie werden im Sommer kaum aufs Baden im See verzichten wollen. Und der Coup wäre ja umsonst gewesen, würden sie dort nicht ihre neuen Kampfkatzentattoos vorführen.

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