Mitten in Erding:Ein gutes Zeichen im Advent

Noch ist keiner übersättigt von Plätzchen, die ihm überall und ungefragt entgegen gehalten werden, und von Glühwein, dessen Duft in den kommenden Wochen über allem wabert

Von Antonia Steiger

Schule bewegt sich meist in fest gefügten Bahnen. In zu fest gefügten Bahnen, wie nicht nur alle Schüler finden, sondern vermutlich auch alle Lehrer. Immer wieder Hausaufgaben, immer wieder mündliche Noten, jeden Morgen um die gleiche Uhrzeit Schulbeginn, jeden Mittag einen Schokoriegel und nachmittags schon wieder der Gedanke an den nächsten Schultag. Jedes Jahr ein Halbjahreszeugnis und ein Schlusszeugnis. Und dann noch im Frühjahr ein Konzert und eines zu Weihnachten. Nun hat das Anne-Frank-Gymnasium aber mutig mit einer jahrzehntelang bewährten Praxis gebrochen und statt eines Reigens weihnachtlicher Lieder und Musikstücke, der stets eineinhalb Wochen vor dem Heiligabend zu hören war, ein Adventskonzert angesetzt. Und siehe da. Es ist alles gut gegangen.

Noch ist keiner übersättigt von Plätzchen, die ihm überall und ungefragt entgegen gehalten werden, und von Glühwein, dessen Duft in den kommenden Wochen über allem wabert. Es scheint gar noch eine gewisse Vorfreude bei den Menschen vorhanden zu sein. In der Aula des Anne-Frank-Gymnasiums stürzten die Besucher am Mittwochabend derart ausgehungert und offenbar halb verdurstet an den Tresen, der von den älteren Schülern souverän bewirtschaftet wurde, dass schon vor Konzertbeginn der Glühweinnachschub vorübergehend ins Stocken geriet. Das Publikum drängte an diesem Abend in so großer Zahl in die Aula, dass Stühle herbeigetragen werden mussten. Die Schüler, Eltern, Großeltern, Lehrer, Freunde, ehemalige Schüler und Lehrer und sonstigen Konzertbesucher hatten keinen Grund, ihr Kommen zu bereuen. Einmal mehr durften sie darüber staunen, was die Erdinger Gymnasiasten über ihre schulische Arbeit hinaus noch zu leisten in der Lage sind: Klassik, Pop, eigene Arrangements und eigene Kompositionen, traditionelle Lieder und zum Abschluss eine zu Herzen gehende Version des Michael Jackson-Songs "We are the World".

Damit zeigten die Erdinger Gymnasiasten, dass sie nicht nur auf ihren Geigen fiedeln, in die Tasten hauen und wunderbar herumträllern können. Sie beweisen Haltung in schweren Zeiten und rufen auf zu Solidarität mit Schwächeren. Sie haben Hoffnung für die Zukunft. Ein gutes Zeichen im Advent.

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