Mitten in Erding:Der Postillon deckt auf

Der Skandal ereignete sich sozusagen direkt vor unserer Nase, stank geradezu zum Himmel

Von Thomas Daller

Der Skandal ereignete sich sozusagen direkt vor unserer Nase, stank geradezu zum Himmel, aber es bedurfte erst des Internet-Nachrichtendienstes "Der Postillon", um ihn zu erkennen und aufzudecken. Diese Woche berichtete die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete satirische Webseite erstmals aus Erding unter der Überschrift "Ekelhaft: Landwirt verteilt Tierexkremente auf seinen Feldern". Was die Nachrichtenagentur "Der Postillon" (dpo) recherchiert hat, klingt schier unglaublich: "Da kann es einem den Magen umdrehen. Landwirt Franz-Josef K. (53) wurde von Mitgliedern einer Verbraucherschutzvereinigung auf frischer Tat dabei ertappt, wie er literweise verflüssigte Tierexkremente auf seinen Feldern verteilte. Auf den Feldern von Bauer K. wachsen vor allem Kartoffeln und Weizen, die eigentlich für den Verzehr durch Menschen vorgesehen waren." Fridolin Bögler von der Verbraucherzentrale Bayern sei "entsetzt", berichtet der Postillon weiter. "Wir hatten schon lange den Verdacht, dass es auf den Feldern von Herrn K. nicht immer mit rechten Dingen zugeht. Der Gestank war ja kaum zu ignorieren. Also haben ein paar von uns sich mit Kameras bewaffnet auf die Lauer gelegt." Die Aktion hat Erfolg: Mit einem extra dafür gebauten Anhänger habe Franz-Josef K. einen mehrere Hundert Liter fassenden Behälter mit dem Urin und Kot seiner Kühe auf dem Feld gezogen, wo er die übel riechende Flüssigkeit großzügig verteilte. Vom Postillon befragte Experten würden es "für durchaus wahrscheinlich" halten, dass die Tierexkremente"in den Ackerboden sickern und von den dort wachsenden Pflanzen aufgenommen werden". "Das Schlimme ist: Der Verbraucher bekommt von alledem nichts mit", wird Verbraucherschützer Bögler zitiert. "Ein Brot, das aus dem Gülle-Weizen hergestellt ist, lässt sich für den Kunden im Laden nicht von einem anderen unterscheiden." Was den Landwirt dazu bewege, seine Erzeugnisse so zu verunreinigen, sei nicht bekannt. Und zu einem Gespräch sei Franz-Josef K. nicht bereit gewesen: "Geh schaugts, dossts eich schleichts, blede Sauhammeln, gscheade!" Der Mann schämte sich noch nicht einmal.

Nach Einschätzung der Verbraucherzentrale Bayern handele es sich nicht um einen Einzelfall, es lägen zahlreiche Hinweise vor, denen zufolge auch andere Bauern im ganzen Bundesgebiet Exkremente auf ihren Äckern verteilten. Bögler: "Wir können derzeit gar nicht allen nachgehen." Man rufe daher die Verbraucher zu mehr Wachsamkeit auf; bei Sichtung eines verdächtigen Anhängers oder bei unerklärlichem Gestank von Feldern unverzüglich die Behörden einzuschalten.

Dank an den Postillon für diese längst überfällige Warnung. Wir werden die Landwirte scharf im Auge behalten. Weitere bahnbrechende Neuigkeiten findet man unter www.der-postillon.com.

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