Mitten in Erding:Autofahrer im Visier

Auch wenn das Wetter immer schlechter wird: Wer mit dem Auto in die Erdinger Innenstadt fahren will, der sollte sich das genau überlegen

Kolumne von Antonia Steiger

Auch überzeugte Radfahrer können neuerdings die Klagen der Autofahrer über überlastete Straßen in Erding nachvollziehen. Nicht einmal mit dem Rad kommt man noch zügig durch die Stadt - außer man würde die Autos rechts überholen oder schnell mal eine Abkürzung über den Gehweg nehmen. Aber das machen die Radfahrer nicht. Denn sie fürchten die scharfen Worte, mit denen in Stadtratssitzungen immer wieder angeprangert wird, dass sich Radfahrer benehmen wie die Rowdys. Also steht man geduldig im Stau - nun eben auch als Radfahrer.

Und es ist keine Besserung in Sicht, im Gegenteil. Die Arbeiten an der Freisinger Brücke ziehen sich unangemessen lange hin. Dass dieses Nadelöhr wie geplant noch vor Weihnachten wieder geöffnet wird, erscheint immer unwahrscheinlicher, sagt auch OB Max Gotz (CSU). Daher wird die Ampelanlage in der Münchner Straße in Betrieb bleiben, auch während der Adventszeit, und den Verkehr in der Münchner Straße phasenweise komplett zum Erliegen bringen. Mit abnehmenden Temperaturen, so ist zu befürchten, wird es vermutlich noch voller auf den Straßen Erdings. Noch mehr Menschen werden sich für kürzeste Entfernungen in ihr Auto plumpsen lassen statt sich bei Regen, Schnee oder Graupelschauer aufs Rad zu schwingen und in die City zu strampeln.

Morgens sollten es sich die Erdinger aber zweimal überlegen, ob sie wirklich mit dem Auto in die Stadt fahren. Denn wenn es der Oberbürgermeister eilig hat auf dem Weg ins Rathaus, dann geht er zu Fuß. Und er hat, so berichtet er selbst, die Autofahrer im Visier. Eine Person in einem Auto, das geht gar nicht, findet er. Ein Erdinger oder eine Erdingerin im Auto auf dem Weg zur Arbeit, das geht ebenfalls nicht. Zumindest nicht, wenn der Arbeitsplatz in der Stadt liegt. Da könne man doch leicht mal zu Fuß gehen oder mit dem Rad fahren. Oder noch besser: mit dem Bus fahren. Die Fahrgastzahlen dieses Jahres werden ohnehin eine Riesenenttäuschung, das ist bereits bekannt. Wer dem OB eine Freude machen möchte, steigt daher jetzt noch ganz schnell auf den Stadtbus um. Und wer denkt, der Oberbürgermeister würde nicht darauf achten, wer morgens mit dem Auto die Münchner Straße verstopft, der täuscht sich: "Das ist ja das Schöne an so einer kleinen Stadt: Man weiß, wo die Leute arbeiten."

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