Mitten in Erding:Aus die Maus

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Von Sauerkraut bis Hartholz. Vom Flussregenpfeifer bis zur Straßenausbaubeitragssatzung. Die Bilanz eines Arbeitslebens als Lokaljournalist

Von Wolfgang Schmidt

Das letzte Schnitzel beim Schachtl, der letzte Kaffee bei Giovanni, es sind viele letzte Dinge, die der Autor dieser Zeilen dieser Tage macht. Zum letzten Mal hat er heute den Computer in der SZ-Redaktion in der Langen Zeile aktiviert. Schon bei der Anmeldung sprang ihm die dringliche Erinnerung des Service Desk entgegen, das PC-Passwort werde am 1. Mai ablaufen. Ist ja gut, Kollegen.

Es ist so einiges passiert in den vier Jahren Erding. Beim Aufräumen findet sich manches, was man schon fast vergessen hatte. Die Straßenausbaubeitragssatzung etwa, dieses Schröpfinstrument für Hauseigentümer. Der Flussregenpfeifer, ein kleiner Vogel, der eine erstaunliche Macht entwickeln kann. Oder das große Getöse um die Windkraft, das der Ingolstädter Oberbayer mit einem seiner spontanen Einfälle einfach wegpustete. Der Papierkorb ist groß, er wird trotzdem voll werden. Man könnte, das fällt einem natürlich erst jetzt ein, ein Quiz machen. Knifflige Fragen wären das. Wie heißt die Gymnasiallehrerin, die mit Udo Lindenbergs Ex als Köder die Presse zu ihrer Veranstaltung locken wollte. Wer ist der Autodidakt, der mit Motorsägen Baumstämme aus Hartholz bearbeitet, sie so zum Kunstwerk veredelt und dann am Wegesrand aufstellt, damit sich auch der fleißige Radfahrer daran erfreuen kann? Welcher führende Politiker des Landkreises hält sich zuhause Esel und Schafe und isst für sein Leben gern Sauerkraut? Und von welchem Spitzenpolitiker stammt der Spruch "Erst mal ein Helles gegen den Durst"? Fragen, die nie beantwortet werden, weil sie niemand mehr stellt. Haben wir dem einen zu sehr auf die Füße getreten - und dem anderen zu wenig? Waren wir wirklich immer gerecht? Der Autor dieser letzten Zeilen weiß es nicht. Ihm war immer wichtig, seinem Gegenüber bei der nächsten Begegnung offen in die Augen schauen zu können.

Das war's dann, liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Künstler und Politiker, liebe Bürgermeister. Und auch Ihnen, Herr Landrat, gilt dieser letzte Abschiedsgruß. Habe die Ehre. Aus die Maus.

© SZ vom 30.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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