Mitten in Dorfen:Anarchistische Stehlampen

Sie kennen sicherlich die Verordnung DGVU V3, laut der "ortsveränderliche Elektrogeräte" alle sechs Monate erfasst, geprüft und dokumentiert werden müssen. Die kennen Sie doch? Oder?

Von THOMAS DALLER

Gestern hat uns die Susi Eder, Sekretärin der Geschäftsführung der Barmherzigen Brüder in der Behinderteneinrichtung Algasing aber einen gehörigen Schrecken eingejagt. Aus ihrer Pressemitteilung ging nämlich hervor, dass sich unsere Redaktionskaffeemaschinen, unsere Stehlampen und sogar der Staubsauger in einem Zustand der Anarchie befinden. Gesetzeslose Geräte, alle miteinander. Und wir haben nicht mal was davon gewusst! Denn laut der DGVU V3, einer Vorschrift der Berufsgenossenschaft, müssen "ortsveränderliche Elektrogeräte", also alles, was man tragen kann und einen Stecker hat, im Halbjahresrhythmus erfasst, geprüft und dokumentiert werden. Das gilt eben für Staubsauger, Handbohrmaschinen und auch Kaffeemaschinen. Sagen Sie es bitte nicht weiter, aber zumindest unsere Geräte haben allesamt noch nie einen Elektriker aus der Nähe gesehen. Bis jetzt haben sie ja auch tadellos funktioniert.

Jetzt werden Sie sich als geneigter Leser natürlich auch fragen, warum die Susi uns darauf hingewiesen hat. Das hat nämlich einen sehr triftigen Grund. Die Barmherzigen Brüder haben eine Integrationsfirma gegründet, die nennt sich "Intakt". Diese Firma soll sich künftig um die Prüfung solcher Elektrogeräte kümmern. Um zwar in Arbeitsgruppen, die aus einer Fachkraft sowie ein, zwei Helfern besteht. Die Stelle als Fachkraft ist gut für Elektriker geeignet, die sich im Laufe ihres Lebens eine Schwerbehinderung zugezogen haben, sei es durch einen Arbeitsunfall oder durch anderweitige Begebenheiten. Denn die Tätigkeit setzt zwar ein hohes Verantwortungsgefühl voraus, ist aber körperlich bei weitem nicht so schwer wie Elektro-Arbeiten auf dem Bau.

Auch die Helfer-Tätigkeiten in der Arbeitsgruppe können Behinderte erledigen. Mit dieser Tätigkeit können nun Behinderte, die es auf dem herkömmlichen Arbeitsmarkt schwer haben, im Bereich der gewerblichen Arbeitssicherheit einen Job finden. Intakt soll zunächst in den Einrichtungen der Barmherzigen Brüder, die einen hohen Bestand an Elektrogeräten unterhalten, die Prüfarbeiten übernehmen. Grundsätzlich könne man jedoch auch städtischen oder gewerblichen Einrichtungen Dienstleistungen anbieten. Wir als Zeitung könnten ja mal auf das neue Angebot der Behinderteneinrichtung hinweisen, meint die Susi. Das sei hiermit geschehen.

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