Früher - klingt abgedroschen, is' aber nun mal so - war alles anders. Fußballtrainer schickten ihre Teams noch mit einer handgeschnitzten "Taktik" auf den Platz und nicht mit einem am Laptop designten "Matchplan". Am 11. November feierte man "Sankt Martin" und nicht, wie in manchen Kindergärten heute, ein "Laternenfest". Und der Nikolaus - ob er nun als Süßware im Supermarktregal stand oder aus Fleisch und Blut war und um die Häuser zog, um kleine Kinder zu rüffeln, loben und beschenken - hieß "Nikolaus".
Aber so einfach ist das schon lange nicht mehr. Dass der berühmte Nikolaus inzwischen mit einem nicht minder berühmten Kollegen, der zufällig seinen Modegeschmack teilt, häufig in einen Topf geworfen und daher als "Weihnachtsmann" bezeichnet wird - geschenkt. Aber das, was jetzt dem Schoko-Nikolaus in manchen Lebensmittelmärkten zugemutet wird, grenzt an Diskriminierung. Eine Firma bietet ihn doch tatsächlich als "Zipfelmännchen" an. Eine Bezeichnung, die eine ganze Branche, von der Schoko- bis zur Fleisch-und-Blut-Fraktion, vor neue Herausforderungen stellt.
Etwa den Clown Toni Toss, der zwar nicht als Schoko-Kamerad im Supermarktregal rumsteht, aber im Dezember seine rote Nase und den bunten Propeller-Hut gegen das ehrwürdige Bischofsgewand tauscht und als Nikolaus Dienst schiebt. Auf Facebook fragt er sich jetzt, ob er von Groß und Klein bei seinen Hausbesuchen demnächst wohl nicht nur mit dem Weihnachtsmann verwechselt, sondern womöglich auch "als Zipfelmännchen tituliert" wird. Wobei sich, Zipfel hin oder her, schon allein der Begriff "Männchen" bei seiner stattlichen Körpergröße eigentlich verbietet - selbst wenn er gerade nicht als Toni Toss auf Stelzen unterwegs ist.
Aber er muss es nehmen, wie es kommt, ist ja nicht zu ändern. Die gute alte Taktik hat schließlich auch niemand gefragt, ob es ihr was ausmacht, als neumodischer Matchplan verunglimpft zu werden. Toni Toss nimmt es sicher mit Humor. Er ist ja nicht nur Zipfelmännchen, sondern auch Clown.