Mitten in der Region:Sei kein Wetterfrosch

"Das Wetter ist gefährlich!" Welches Wetter? Alle Wetter sind bedrohlich, meist sogar lebensgefährlich

Von DAVID COSTANZO

Achtung, Achtung, es folgt eine wichtige Warnmeldung des Deutschen Wetterdienstes: "Das Wetter ist gefährlich!" Bevor Sie sich jetzt fragen, ja, welches Wetter denn?, schauen Sie bitte in die Vorhersage Ihres Vertrauens. Die Antwort lautet nämlich: alle. Alle Wetter sind bedrohlich, meist sogar lebensgefährlich. Egal, ob es regnet, stürmt, windet oder eben jetzt die Temperaturen steigen, immer steht da: "Es liegt eine amtliche Wetterwarnung vor" - jetzt wieder vor Hitze. Dazu ist die ganze Bayern-Karte kränklich gelb eingefärbt, uuaaahh.

Man muss schon fast ein Linguistik-Professor sein, um diese meteorologischen Tiefdruckwortgebilde nachzuvollziehen - oder zumindest Oberregierungsgeheimrat im Wetteramt: Die derzeitige "Wetterwarnung" ist nämlich noch die niedrigste Stufe, darauf folgt die "Markante Wetterwarnung" - öha, sagt man da, oder Potzblitz, so ein Wetter aber auch! Aber dann kommt es ganz dick mit der "Unwetterwarnung" und der "Extremen Unwetterwarnung". Keine Panik also, es kann alles immer noch schlimmer kommen.

Und für alle, die immer noch nicht genug haben: Der Silbenregen hat immer noch nicht aufgehört. Eine "Wettervorwarnung" gibt es nämlich auch noch. Und damit verziehen sich endlich die Wortwolken: Wenn die "Wetterwarnung vor Hitze" bedeutet, dass der Sommer da ist, dann bedeutet die "Wettervorwarnung" in Wahrheit, pack' die Badehose ein und mach dich auf an den See - und sei kein Wetterfrosch.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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