Mitten in der Region:Reich werden mit Spams

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Untrügliches Zeichen dafür, dass mit der E-Mail alles in Ordnung sein muss, ist in jedem Fall die korrekte Ansprache

Von Peter Haacke

Als segensreichste aller Erfindungen der Menschheit muss zweifelsohne das Internet gelten. Die Erkenntnis, dass sich gewöhnlichste Herausforderungen des analogen Lebens weltweit auch digital problemlos bewältigen lassen, hat die Gesellschaft entscheidend verändert: Griff man früher beherzt zu Papier und Bleistift, um wichtige Dinge zu notieren, benutzt man heute PC, Laptop oder Smartphone. Briefe und Mitteilungen, die oft tagelang, wenn nicht sogar Monate unterwegs waren, versendet man heute einfach per E-Mail - und hängt noch ein Foto oder Musikstück dran. Auch die Kontaktanbahnung zwischen den Geschlechtern, einst eine eher mühselige Angelegenheit, lässt sich dank Datenbanken und Partnerportalen virtuell bewerkstelligen. Party-Einladungen und Verabredungen, Überweisungen, Haus- oder Autokauf - nichts scheint es zu geben, was sich nicht per Klick erledigen ließe.

Freilich hat das Zeitalter der Informationsgesellschaft auch seine Tücken. Während man früher nur einen Zettel mit "Bitte keine Werbung" auf den Briefkasten kleben musste, um fortan von allerlei Ungemach verschont zu bleiben, muss man digital schon ausgefuchster sein, damit der Spam - also der Internet-Müll - draußen bleibt. Wenn das Programm aber erst mal arbeitet, sollte man den E-Mails grenzenlos vertrauen und darf auch sprachliche Barrieren getrost ignorieren. Untrügliches Zeichen dafür, dass mit der E-Mail alles in Ordnung sein muss, ist in jedem Fall die korrekte Ansprache: "Geehrte/r Dame/Herr". Und schon geht's ans Geldverdienen. So erreichte die Redaktion ein Schreiben mit der Überschrift: "Habe Sie schlechte Kredit? Sie brauche Geld zu zahlen Sie Ihre Rechnungen?" Die überaus seriös wirkende Firma "trustfundsplc" erklärt: "Wir helfen Menschen, die in Not der finanziellen Unterstützung mit einer persönlichen oder geschäftlichen Darlehen zu 4 Prozent Zinsen sind, kontaktieren Sie uns noch heute."

Noch verheißungsvoller erklärt die spanische Firma "Euromillone.Primitiva": "Aufgrund vermischt mit den Namen und Emails das Resultat kamen am 30/7/2015 heraus." Immerhin: "Sie sind damit Gewinner von 803,520.00 Euro" - auch wenn zehn Prozent "abziehen von diese versichert fond gezetliches verboten ist." Im Klartext: Keine Arbeit, trotzdem Geld! Und der Gewinn? Kein Problem: Lediglich Name, Geburtsdatum, Adresse, Telefon, Konto- und Swiftnummer sowie PIN und TAN angeben. Nicht zu vergessen sei auch die Angelegenheit in Uganda, wo ein bereits verstorbener Millionär derzeit verzweifelt einen Erben sucht: Einfach 2000 Euro überweisen, und zack - schon ist man reich. Okay, das Geld sollte dieser Tage eigentlich längst da sein. Vielleicht haben sie aber auch nur einen "beglabigten Scheck" geschickt. Womöglich per Post.

© SZ vom 20.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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