Mitten in der Region:Lehrer, ein Horror

Es gibt Geschichten, die denkt man schon erfolgreich verdrängt zu haben. Aber die Realität holt einen immer wieder ein

Von Claudia Koestler

Zugegeben, die Geschichte, die uns da der Kollege jüngst zum Besten gegeben hat, spielt nicht im Landkreis. Das muss man an dieser Stelle auch wirklich betonen, damit sich niemand grämt unter den wirklich guten und verdienten Pädagogen hierzulande. Aber die Geschichte spielt in einer Schule: Wann also könnte es besser passen als heute, sie unverblümt weiter zu tratschen?

Also, der Kollege kam etwas blass um die Nase zur Runde. Er habe da etwas Erschütterndes erlebt, begann er zu erzählen. Seine Kollegen hatten ihn zu einer Abschlussfeier geschickt, und zwar an jene Schule, die er selbst vor Jahrzehnten besucht hatte. Man muss dazu sagen, dass der Kollege immer offen und frisch von der Leber weg kommunizierte, wie sehr ihn seine Schulzeit geplagt hatte. Oder besser, seine Lehrer, die er als reinstes Horrorkabinett schilderte. Im Laufe der Zeit mutierten seine Schwänke zu immer wilderen Legenden und seine Lehrer zu immer abstruseren Gruselfiguren, bis sie nicht mehr von dieser Welt schienen.

Nun also ging es für ihn zurück an die Quelle seiner fantastischen Legenden. Das machte ihm wenig aus, schließlich lag sein Schulabschluss sehr lange zurück. Die Wahrscheinlichkeit, auf das damalige Kollegium zu treffen, sei gering, wischte er etwaige Bedenken beiseite. In der großen Aula angekommen stellte er sich höflich vor und war in sich ruhend ob der Unbekanntheit der Anwesenden. Bis er die Stuhlreihen entlang nach hinten ging. Just in der letzten Reihe blickte er auf die dort sitzenden Gestalten und Auge meldete an Großhirn: "Wie niedlich. Die bringen gleich einen Horrorsketch auf die Bühne und haben schon die Masken auf." Kaum war der Satz zu Ende gedacht, meldete auch schon Großhirn an Auge: "Von wegen Maske - das sind deine Lehrer von früher!"

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