Mitten in der Region:Geschäft und Gegengeschäft

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Wer mit einem Hund unterwegs ist, gibt sich entgegenkommend. Und er hat stets ein Plastikbeutelchen dabei. Trotzdem: Das Verhältnis zu Nicht-Hundebesitzern bleibt schwierig

Von Felicitas Amler

Um wenig wird so viel Buhei gemacht wie ums sogenannte große Geschäft der Hunde. Es gibt Menschen, die ihren Fiffis und Waldis nach getaner Sitzung den Allerwertesten mit einem Papiertaschentuch abwischen. Bevorzugt sind das die Besitzer sehr kleiner Hunde - die dann freilich eher Scheherazade oder Gucci heißen. Dann gibt es Menschen, die sich immerzu Sorgen machen müssen, ob es mit dem Stoffwechsel ihrer Vierbeiner auch klappt. So antwortete das Schauspieler-Ehepaar Nadja Tiller und Walter Giller einmal in einer Talkshow auf die Frage, was denn nach so vielen Ehejahrzehnten noch die kleinen Glücksmomente im Leben seien: wenn der Hund Verdauung hat. Des einen Freud, des anderen Leid.

Denn hündische Hinterlassenschaften sind ja, wie man weiß, die reinsten Bodenminen. Weswegen jeder einigermaßen zivilisierte Hundebesitzer stets ein paar Plastikbeutelchen mit sich führt. Insbesondere wer in bäuerlich geprägten Gegenden seine Hunde-Runde macht, weiß allerdings auch, dass die Tüte in der Tasche gar nichts wert ist. Der Hund an der Leine hingegen löst bei nicht wenigen Landwirten Blicke aus, denen man die Tötungsabsicht unschwer ablesen kann. Man ist daher gelegentlich in Versuchung, das schwarze Plastikteil wedelnd vor sich herzutragen, damit klar ist: Hier wandelt ein manierlicher Rudelführer, der allzeit zur Räumarbeit bereit ist.

Schön wär's freilich, wenn auch die andere Seite ein klein wenig Entgegenkommen zeigte. Auf wohlwollende Blicke und eine Erwiderung des eigenen "Grüß Gott!" wagen wir ja gar nicht zu hoffen, solange am anderen Ende unserer Leine diese verdauungsstarke Bestie hängt. Aber ein paar mehr Stellen, an denen wir unsere prall gefüllten schwarzen Plastiktüten ordnungsgemäß loswerden könnten, ohne sie den ganzen - gut und gerne mal eine Stunde und mehr andauernden - Marsch über mit uns tragen zu müssen ... Müßige Visionen, wir wissen es. Denn Nicht-Hundebesitzer glauben ja, wer sein Tier liebt, dem stinke es nie.

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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