Mitten in der Region:Elefanten im Forst

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Im Ebersberger Forst sparen sich rabiate Autofahrer auf zehn Kilometer zwei Minuten - muss das sein?

Von Jessica Morof

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Diesem Motto sind sich auch die Mitarbeiter des Staatlichen Bauamts Rosenheim sowie der Polizei in Ebersberg bewusst. So hat man im Herbst vergangenen Jahres schon verkündet, dass es wohl einige Zeit dauern werde, bis sich alle Autofahrer an die neuen Verkehrsregeln im Ebersberger Forst gewöhnt haben werden. An das Linksabbieger- ebenso wie an das Überholverbot. Und tatsächlich scheint es so, als gebe es im Landkreis überdurchschnittlich viele Verkehrsteilnehmer mit einer geradezu elefantösen Gedächtnisleistung, die die früheren Gebote einfach nicht vergessen können. So bewegen sich diese Karosserie-Dickhäuter denn auch weiterhin mit teils laut trompetenden Maschinen über die - eigentlich deutlich sichtbaren - durchgezogenen Linien. Und nehmen dabei selbst Scherbenhaufen in Kauf.

Seit Oktober 2016 gibt es auf der viel befahrenen Staatsstraße 2080 zwischen Schwaberwegen und Ebersberg drei Stellen, an denen das Überholen verboten ist. Ziel war es, mit dieser Maßnahme unter anderem das sogenannte Kolonnenspringen, also das Überholen mehrerer Fahrzeuge auf einmal, zu verhindern. Allerdings, so kann der Eindruck entstehen, wenn man die Strecke mehrmals die Woche fährt, hat sich diese Gefahr - wenn nicht gar verschlimmert - immerhin auch nicht wesentlich verringert.

Denn noch vor einem Jahr haben auf der etwa zehn Kilometer langen Strecke gerade einmal die eher zögerlich fahrenden Verkehrsteilnehmer solche gefährlichen Manöver heraufbeschworen. Und zwar, wenn sie nicht an einem Lkw vorbeizogen, obwohl es bedenkenlos möglich gewesen wäre. Nun lassen zusätzlich auch souveränere Fahrer Kolonnen entstehen, indem sie sich an das Überholverbot halten und sich gemütlich hinter einem Lastwagen einreihen. Die ganz Eiligen aber setzen sich einfach über die durchgezogene Linie hinweg und überholen weiterhin - Verbot hin oder her - ein, zwei oder gar drei Fahrzeuge auf einmal.

Hinterm Steuer wie wild geworden, ziehen sie von ihrem hinteren Platz in der Kolonne immer wieder nach links, um zu prüfen, ob sie nicht irgendwie das langsam vorauszuckelnde Leittier überholen könnten; samt allen braven Kolonnenfahrern vor ihnen. Sobald eine noch so kleine Lücke zu erkennen ist, rasen sie an den beständig fahrenden Autos vorbei. Zu schade nur, dass sie damit nicht nur sich selbst, sondern auch alle anderen gefährden. Und das alles, um nur wenige Meter weiter erneut in eine Kolonne zu geraten und den Wettlauf von vorne zu beginnen. Oder - im besten Fall -, um sich auf den zehn Kilometern etwa zwei Minuten zusätzliche Fahrtzeit zu sparen. Dabei sollten die, selbst mit einem solch elefantösen Gedächtnis, spätestens am Abend längst wieder vergessen sein.

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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