Mitten in der Region:Die Sache mit dem Hasen

Der Fasching ist vorbei. Nun bricht die Zeit eines Nagetiers an, auf das alle mit Sympathie blicken: Der Osterhase

Von Wieland Bögel

Tiere sind ja bekanntermaßen ein schwieriges weil ambivalentes Thema. Die Frontlinie verläuft dabei entlang "treuester Freund" beziehungsweise "niedlichster Mitbewohner" auf der einen Seite - meist jene der Tierbesitzer - sowie "Drecksvieh" und "Schädling" auf der anderen, meist geäußert nach dem Tritt in den Hundehaufen oder dem Blick auf das geplünderte Garten-Buffet. Besonders ambivalente Gefühle lösen dabei die Nagetiere aus. Gelten Hamster, Maus und Meerschweinchen den einen als Inbegriff des possierlichen Pelztierchens, soll es auch Menschen geben, denen sich beim bloßen Anblick einer Kreatur mit Nagezähnen und Mümmelnase an Körperstellen Haare aufstellen, wo man bis dato gar keine vermutet hätte.

Gut nur, dass jetzt der Fasching vorbei ist. Denn nun bricht die Zeit eines Nagetiers an, auf das alle mit Sympathie blicken: Der Osterhase - besonders wenn er aus Schokolade ist. Sehr aufmerksamen Beobachtern wird es nicht entgangen sein: Lautlos, nahezu unsichtbar, wie es eben die Art der Hasen ist, haben sie sich bereits in den vergangenen Tagen eingeschlichen in Supermarktregale, Schaufenster und Auslagen. Zuerst nur vereinzelt, in kleinen Grüppchen gewissermaßen als Vorhut, dann immer mehr und spätestens am späten Faschingsdienstag, als draußen die letzten Narren in ihren Hasenkostümen tanzten, wurde in den Läden ein Regalmeter nach dem anderen von schokolierten Langohren besetzt. Und da ist sie auch wieder, die nagetiertypische Ambivalenz - süß ist er ja schon, der Schokohase, aber weil das ganz wörtlich zutrifft, ist genau das sein Problem: Wem es mit der Fastenzeit ernst ist, begegnet in den nächsten 40 Tagen lieber einer Kanalratte - die ist wenigstens definitiv keine Versuchung für den Fastenden.

Gut nur, dass nicht alle Osterhasen eine so klebrig-süße und gute Vorsätze bedrohende Agenda verfolgen. Manchmal wollen sie einfach nur spielen, so zu lesen in der Mitteilung einer Tourismus-Agentur, die - natürlich pünktlich zum ersten Tag nach Fasching - für Aktivitäten mit dem oder auch den Osterhasen werben. Denn einer alleine schafft das ja gar nicht. Da geht es in den Freizeitpark oder ins Museum, werden Flughäfen und Bergwerke besichtigt, gebastelt, gewandert und vieles mehr - und dazwischen "tummeln sich zwei Osterhasen, die fleißig Schokolade verteilen". Es ist schon immer schwierig gewesen mit den Tieren . .

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