Mitten in der Region:Boten und Briefmarken

Nicht mal auf die schnöde Briefmarke ist heutzutage noch Verlass

Von Peter Haacke

Wer einen zuverlässigen Boten braucht, der gehe selbst, lautet ein altes Sprichwort aus einer Zeit. Denn wenn man ehrlich ist: Die Post ist ja auch nicht mehr das, was sie früher mal war. Während sich einst die Familie Thurn und Taxis im Auftrag des römisch-deutschen Königs aus ihrer Tätigkeit als Zusteller quasi einen goldenen Hintern verdiente, muss die gute, alte Post Gewinne erwirtschaften.

Zwar ist Briefeschreiben heutzutage ziemlich aus der Mode; die Post hat trotzdem reichlich zu tun. Denn wer angeschrieben wird, muss meistens auch antworten. Und der Nachweis darüber, dass das Entgelt für die Beförderung der jeweiligen Postsendung errichtet wurde, erfolgt über die Briefmarke: Angeleckt und draufgeklebt - und ab die Post! Doch selbst darauf ist kein Verlass. Was an der Gummierung, vor allem aber an diesem Geschmack liegt: Gummi eben. Mitte der fünfziger Jahre experimentierte die Deutsche Bundespost schon mal mit Pfefferminzgeschmack, in Belgien gab es die Variante "Schoko" und in Österreich verewigte sich unlängst ein Eiscremehersteller auf der Rückseite der Marke. Unabhängig aber vom Briefmarkenaroma bleibt entscheidend: Die Marke muss halten! Denn wenn sie abfällt, ist der Absender der Dumme.

"An dem zu entrichtenden Entgelt fehlen 1,45 Euro", steht dann auf einem Aufkleber, den die Post anstelle der fehlenden Marke auf den zurückgeschickten Brief klebt. "Diese Sendung geht zurück an den Absender." Ärgerlich. Dabei hatte der freundliche junge Mann von der Postagentur die Marke zwar aufgeklebt, diese zuvor mittels Schwamm aber nur mäßig befeuchtet. "Passt, alles gut", hatte er gesagt. Doch nix war gut: Der Schwamm war trocken. Unklar ist, wie viele Millionen Euro die Post jährlich allein durch abgefallene Briefmarken verdient. Als gesichert aber gilt: Wenn Sie schon Briefe schreiben müssen, dann lecken Sie entweder selbst oder stellen das Schreiben lieber gleich persönlich zu.

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