Wenn man sehnsüchtig sein E-Mail-Postfach am PC durchsucht, um den Sendestatus des erwarteten Päckchens abzurufen, muss der Inhalt ein ganz bedeutsamer sein. Man zählt die Minuten, die Stunden und alles was dazwischen liegt, bis man endlich wieder ein normaler Mensch wird: Unabhängig, frei und immer erreichbar.
Der Verlust des Smartphones war schmerzvoll. Weißes Gerät im weißen Schnee. Beim Joggen irgendwo aus der Jackentasche gefallen. Und nun? Unzählige Fragen schießen einem durch den Kopf: Wie soll die Außenwelt wissen, wo man ist? Wie soll man es aushalten, der besten Freundin ein Foto vom neuen Rock vorzuenthalten? Sie wird ihn erst viele Stunden später beim gemeinsamen Kaffeeklatsch begutachten können. Fragen über Fragen. Bei der hyperaktiven Bestellung eines neuen Smartphones ist es verständlich, dass man keinen klaren Kopf bewahren kann. Geld hin und her, der Preis des neuen Gerätes ist dann auch schon egal, Hauptsache man kann wieder am Leben teilnehmen. Der Verlust nimmt währenddessen reichlich weiter an Fahrt auf, weil die Probleme des Alltags nach einer Lösung verlangen. Angefangen bei der Frage, wer weckt mich? Der kleine Freund liegt nicht mehr neben einem und gibt schrille Töne von sich. Auch die Fahrt mit dem Auto wird problematisch. Wenn die Route unbekannt war, wurde einfach ,,Googlemaps" nach dem schnellsten Weg gefragt. Nun aber irrt man durch den Landkreis oder muss auf sperrigen Karten suchen, wie man von A nach B kommt. Und ganz zaghaft schleicht sich die Feststellung ein: Was ist man eigentlich noch ohne den kleinen Alleskönner? Ein Mensch, der verlernt hat, sich selber im Leben zurechtzufinden. Vermutlich wird man es deshalb einfach verschlafen. Man hat ja keinen Wecker mehr.