Mitten im Taxi:"Niklas" und die grünen Augen

"Wissen Sie, was man über Frauen mit grünen Augen sagt?" Nun, nein. Und nein, wir möchten es gerade auch nicht wissen

Von Gianna Niewel

Am Anfang war der Versuch: München, Haltestelle Berg am Laim. Der Wind pfeift leise, die S-Bahn ruckelt los. Es war viel zu lesen über Sturm Niklas, von abgebrochenen Masten und umherwirbelnden Schildern. Dass einen Tag später alles überstanden scheint, dieser Glaube hält genau eine Station: "Alle Fahrgäste aussteigen." In Riem suchen alle gemeinsam den angekündigten Schienenersatzverkehr. Auf der einen Seite des Bahnhofs wartet ein Bus, der dazugehörige Fahrer tritt entnervt seine Zigarette aus. Nein, Schienenersatzverkehr fahre er nicht. Der Pulk Menschen strebt auf die andere Seite des Bahnhofs, dort dasselbe Spiel. Wieder zurück. In der Zwischenzeit passiert ist: nichts.

Nach zehn Minuten kommen immerhin Taxis, erleichtert quetscht man sich zwischen zwei Männer auf die Rückbank. Der eine balanciert einen riesigen Rucksack auf dem Schoß, der andere erklärt dem Chef am Telefon, dass es "wohl noch länger dauert", dann erklärt er es noch einem Kollegen. Alles egal. Dass das Taxi sich endlich bewegt, ist fast so schön wie die neuerliche Stille dabei. Schweigen. "Ah, Sie haben grüne Augen", bemerkt in diese Ruhe hinein der Fahrer. Er blickt in den Rückspiegel. "Wissen Sie, was man über Frauen mit grünen Augen sagt?" Nein. Und nein, wir möchten es gerade auch nicht wissen. Aber wir hatten uns ja auch gewünscht, dass die S-Bahn fährt und eben dieser Wunsch wurde mit der Lektion abgestraft, dass es nicht immer nach der eigenen Nase geht. Nur viel guter Wille zügelt bei der Antwort die Gereiztheit. Offenbar mit Erfolg. "Dann sage ich es Ihnen", verkündet der Fahrer freudig. "Frauen mit grünen Augen haben eine Froschnatur." Der Rucksackmann prustet und bevor wir nachhaken können, was das denn sein soll, eine Froschnatur, interessiert sich der Taxler für das Alter.

Das Alter einer Frau zu erraten, ist für Männer bekanntermaßen ein heikles Unterfangen. So auch für ihn, er verschätzt sich um vier Jahre. Doch auch das kann er erklären: "Junge Damen sollten sich mehr schonen", sagt er, "sonst sehen sie mit 25 aus wie 50". Frau empört sich innerlich darüber, während sie in Markt Schwaben aus dem Taxi zur S-Bahn hechtet. Und erstaunlicherweise denkt sie auch noch darüber nach, als die S-Bahn endlich nach Erding losfährt.

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