Mitten im Landkreis:Alles für den Patienten

Wer heute zum Zahnarzt geht, erwartet offenbar mehr als einfach nur eine Behandlung. Die Zahnärzte wollen auf jeden Fall mit einem umfassenden Service punkten

Von Regina Bluhme

Zum Zahnarzt gehen nur wegen Zahnschmerzen? Das war gestern. Wer die Inserate der hiesigen Dentisten studiert, erkennt, dass diese sich wieder auf ihre Wurzeln als vielseitig einsetzbare Bader besinnen. Letztere waren im Mittelalter ja auch nicht ausschließlich zum Zähneziehen da, sie verabreichten Massagen und Tinkturen, ließen die Patienten zu Ader, kurierten Brüche und brannten die eine oder andere Pestbeule aus. Zwischenzeitlich haben sich die Zahnärzte auf ein Fachgebiet spezialisiert, doch nun geht der Trend eindeutig zurück zum Allrounder. So hat ein Erdinger Dentist laut Inserat nicht nur eine "A-Diplom-Akupunktur", sondern auch eine "Muskel- und Gelenktherapie" im Angebot. Sein Kollege aus Markt Schwaben setzt auf "zahnärztliche Schlafmedizin", sie soll "Hilfe für Schnarcher und Apnoe-Patienten" bringen. Besonders am Herzen liegt den Zahnärzten aber der psychologische Beistand.

Nahezu jede Praxis bietet ein Behandlungskonzept für "Angstpatienten" an. Offensichtlich leiden immer mehr Menschen an einer "Dentalphobie", wie der Fachausdruck heißt. Ein Symptom, das der gute alte Bader wahrscheinlich mit einem gezielten Schlag auf den Hinterkopf erledigt hätte. Heute geht man subtiler vor. Mozartklänge aus Kopfhörern oder lustige Tierfilme sollen von Bohrer und Spritze ablenken. Gut möglich, dass das Personal bald auch noch ein Kasperltheater einstudiert oder kurze Sketche aufführt. Dass dieses Szenario keinesfalls übertrieben ist, beweist das Stellenangebot eines Erdinger Zahnarzts. Darin sucht er für eine zahnmedizinische Assistentin "mit guten Prophylaxe-Kenntnissen . . . . und Sinn für Humor!" Man könnte fast ein wenig Angst kriegen.

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