Mitten im Baumarkt:Es werde Licht

Ein Wagen voller LED-Leuchten. Was ist da los? Haben wir was verpasst?

Von CAROLIN FRIES

Die Schlange wird immer länger, der Herr an der Kasse zieht stoisch weiter eine Glühbirne nach der anderen aus dem Einkaufstrolley und legt sie im Baumarkt auf den Tresen. Mindestens 50 LED-Leuchten liegen hier schon, der Kassier weiß gar nicht mehr wohin mit der gescannten Ware, der Trolley leert sich langsam. Schließlich noch eine letzte, ganz kleine Birne: Das Display zeigt einen Rechnungsbetrag von 400 Euro und ein paar Zerquetschten. Der Herr zahlt und geht. Und über allen Köpfen in der Schlange sowie beim Kassierer sieht man förmlich die Frage schweben, ob man womöglich irgendetwas verpasst hat.

Eine Technik-Revolution im Beleuchtungssektor, ein Weltuntergangs-Szenario oder einfach nur ein Jahrhundert-Angebot im ersten Gang links, an dem man blind vorbeigesteuert ist? Keine der Fragen führt zu einer plausiblen Antwort, im Gegenteil, es entstehen nur immer neue Fragen.

In welchem Haus bringt man so viele Glühbirnen unter, kann man die steuerlich absetzen und stehen die überhaupt auf der Packliste des Innenministeriums für den Katastrophenfall? Nein, stehen sie nicht! Für den Energieausfall werden Kerzen, Teelichter, Streichhölzer, Feuerzeug, Taschenlampe, Reservebatterien, Campingkocher mit Brennmaterial, eine Heizgelegenheit und Brennmaterial empfohlen. Dergleichen hatte der Mann aber nicht in seinem Wagerl.

Diagnose also: Hamsterkauf. Wie das possierliche Nagetier Feldfrüchte in seinen Backentaschen rationiert, scheint dieser Herr ruhiger zu schlafen, wenn der Vorratskeller mit Glühbirnen bestückt ist. Falsch! Er müsse die alten Birnen mal austauschen, sagt der freundliche Herr auf Nachfrage.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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