Mitten am Flughafen:Blick in die Zukunft

Josie Pepper hat große Kulleraugen und ist ein humanoider Roboter

Kolumne von Gerhard Wilhelm

Wer in Zukunft am Terminal 2 am Flughafen München unterwegs ist, der könnte einen Blick in unser aller Zukunft erhaschen. Nein, die dritte Startbahn ist noch nicht ausgesteckt (auf dem Zeichenbrett natürlich schon), auch wenn Ministerpräsident in spe Markus Söder für 2021 schon mal mit dem Spatenstich liebäugelt, sondern die Flughafen München Gesellschaft (FMG) hat den Mitarbeiter der Zukunft eingestellt.

Er kennt keine Tarifverträge, arbeitet unermüdlich rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche wenn es sein muss und das alles für ein bisserl Strom als Nahrung. Der Mitarbeiter ist eine Frau - soweit man das sagen kann - und heißt Josie Pepper. Sie ist 1,20 Meter groß, hat große Kulleraugen und ist ein humanoider Roboter mit einem Tablet vor der Brust. Noch für einige Wochen empfängt Josie Pepper Flugreisende im nichtöffentlichen Bereich des Terminals 2. Mit der deutschen Sprache hapert es noch ein bisserl, da ist ihre weibliche Konkurrenz daheim, Alexa, schon weiter - Pepper quatscht Englisch. "Sei es der Weg zum Abfluggate, zu einem bestimmten Restaurant oder Shop - Josie Pepper schaut dem Fluggast in die Augen und liefert prompt eine Antwort", heißt es in der Pressemitteilung. Na, wenn das Humphrey Bogart wüsste.

Pepper ist darauf programmiert, Menschen und deren Mimik und Gestik zu analysieren und auf diese Emotionszustände entsprechend zu reagieren. Hoffentlich ist Pepper auf Deeskalation programmiert, denn nach ein paar Stunden Warten, weil der Flieger Verspätung hat, ist der Emotionszustand so manchen Fluggastes eher geladen. Und ob da Kulleraugen noch nützen? Pepper wurde gemeinschaftlich von einer französischen Firma und einem japanischen Telekommunikations- und Medienkonzern entwickelt und ist als "Roboter-Gefährte" konzipiert, der vorerst seinen Einsatz in Verkaufsräumen, hinter Empfangstischen und in den Bereichen Erziehung und Gesundheitswesen haben soll.

Auf Deutsch: das Jobwunder Flughafen München könnte bald ein Ende und die FMG noch mehr Ärger mit ungeliebten Flaschensammlern haben - alles ehemalige entlassene FMG-Mitarbeiter, die versuchen, mit dem Pfand über die Runden zu kommen. Zum Glück ist Pepper, die als "künstliche Intelligenz" vorgestellt wird, im Prinzip dämlich, denn ihr "Gehirn" ist zwar ein leistungsstarker Prozessor, aber ohne einen großen und schnellen Rechner, mit dem sie per Wlan verbunden ist, geht wenig. Denn wie bei Siri, Alexa und Co. lautet die gängige Antwort ohne Wlan-Verbindung: "Tut mir leid, ich verstehe die Frage nicht. Ich habe momentan Verbindungsprobleme". Beim menschlichen Kollegen würde man dies nie zu hören bekommen. Wenn man Glück hat antwortet der: "Wie bitte?", wahrscheinlicher ist aber ein "Hä??".

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