400 Meter-Läuferin:Gute Gene

400 Meter-Läuferin: Ihre Sprintfähigkeit hat Mona Mayer (zweite von rechts) am Donnerstag beim Bayern-Cup in Erding getestet. In 12.50 Sekunden wurde sie Dritte. Ausgesprochen respektabel für eine 400-Meter-Läuferin.

Ihre Sprintfähigkeit hat Mona Mayer (zweite von rechts) am Donnerstag beim Bayern-Cup in Erding getestet. In 12.50 Sekunden wurde sie Dritte. Ausgesprochen respektabel für eine 400-Meter-Läuferin.

(Foto: Peter Bauersachs)

Die 15-jährige Mona Mayer aus Wörth kann sich auf ihre mentale Stärke verlassen. Und auf ihre körperlichen Voraussetzungen. Kein Wunder - bei dieser Mutter

Von Antonia Steiger, Wörth/Ingolstadt

Mutter-Tochter-Beziehungen sind ab einem bestimmten Alter ganz besonderen Belastungen ausgesetzt. Man geht sich dann am besten aus dem Weg. Bei Mona Mayer und Ruth Mayer ist das anders: Sie haben ein Team gebildet, und zwar ein erfolgreiches. Mona Mayer, 15 Jahre alt, ist deutsche Meisterin über 300 Meter und bayerische Meisterin über 400 Meter. Ihre Mutter Ruth Mayer ist ihrer Trainerin, und sie weiß, um was es geht. Auch sie war eine erfolgreiche Läuferin: Unter ihrem Mädchennamen Ruth Scheppan war sie mehrfache deutsche Jugendmeisterin und wurde 1987 bei den Junioren-Europameisterschaften Zweite mit der 4 x 400-Meter-Staffel. "Gute Gene", sagt Reinhard Köchl, der andere Trainer von Mona Mayer. Und was sagt Mona Mayer? "Ich habe eine coole Mutter."

Zwischen drei und fünf Mal trainiert die 15-Jährige jede Woche, in Erding, Poing oder Ingolstadt. Ihre Mutter ist dabei. Zum MTV Ingolstadt ist Mona Mayer vor kurzem gewechselt, dort kann sie sich mit älteren und stärkeren Läuferinnen messen, zum Beispiel mit drei Jahre älteren Alica Schmidt. Das sei bedeutsam für die junge Läuferin, sagt Köchl. Und sie ist in eine Trainingsgruppe eingebunden, auch diese Nestwärme ist wichtig für die 15-Jährige. Reinhard Köchl und Ruth Mayer erarbeiten gemeinsam die Trainingspläne für Mona Mayer, und dabei wird wenig dem Zufall überlassen. Mayer ist ausgebildete Übungsleiterin, sie trainiert auch noch eine Gruppe bei der LG Sempt, der ihre Tochter angehört. Köchl ist nicht nur Trainer, sondern Trainer-Ausbilder in Bayern.

Die 15-Jährige wirkt angesichts des Aufwands, den die Erwachsenen rund um sie veranstalten, recht gelassen. Sie sagt, die Leichtathletik mache ihr einen "Mega-Spaß". Der Sport sei ein guter Ausgleich zur Schule. Stress? Nein, das nicht. Bewegung gehört eben von klein auf zu ihrem Leben dazu. Auch Judo und Fußball wären Optionen für sie gewesen, dann hat sie sich aber doch für die Leichtathletik entschieden. Und ihre Mutter hat gesehen: "Was sie mitgebracht hat, war mir sehr ähnlich." Heute sagt Ruth Mayer: "Sie hat die Anlagen dazu, noch schneller zu laufen als ich." Und das wisse sie auch.

Dafür braucht es nicht nur Schnellkraft und optimale Hebel, die Köchl seinem Schützling attestiert. Er spricht auch von ihrer mentalen Stärke, von ihrer Fähigkeit, sich auf einen Wettkampf zu konzentrieren. "Das hat man oder man hat es nicht", sagt Köchl. "Einen starken Willen" erkennt auch Ruth Mayer bei ihrer Tochter und fügt an, wie das jede Mutter täte: "Das kann ein Vorteil sein und manchmal auch ein Nachteil." Dies alles sind jedoch gute Voraussetzungen - das wissen alle drei -, damit Mona Mayer das erreicht, was sie sich selbst vorgenommen hat: in der deutschen Spitze bleiben und möglichst international starten.

Ein Nahziel sind die Europäischen Jugend-Sommerspiele vom 22. bis 30. Juli in diesem Jahr im ungarischen Györ. Um sich dafür zu qualifizieren, muss sie 55,50 Sekunden über 400 Meter laufen, zum Beispiel an Pfingsten in Brixen bei einem Vergleichskampf, bei dem sich Bayern unter anderem mit Slowenien, Italien und Österreich misst. Es folgt am 24. Juni ein Wettkampf in Schweinfurt. "Und dann wird nominiert", sagt Köchl.

Doch er bleibt vorsichtig, Ruth Mayer ebenso. Kein zu hoher Erwartungsdruck soll die 15-jährige Schülerin des Anne-Frank-Gymnasiums in ihrer Entwicklung bremsen. Auch sie selbst wollen keine Fehler machen. Daher wird jetzt die Trainingsintensität reduziert, damit Mona Mayer frisch und munter in diese aufregendsten Wochen des Jahres gehen kann. Da trifft es sich gut, dass in den meisten Schulen die wichtigste Zeit des Jahres angebrochen ist. Viele entscheidende Schulaufgaben stehen in den Plänen, aber Mona Mayer bleibt auch hier gelassen. Sie sei "nicht die schlechteste", sagt die Neuntklässlerin. Und die Mutter weiß: Sie hat bereits gut vorgearbeitet in dem Schuljahr, so dass auch hier der Druck nicht ins Unermessliche wächst. So bleibt auch Zeit, der eigenen Schule zu helfen: In der kommenden Woche startet Mona Mayer in der Staffel über 4 x 100-Meter für das Anne-Frank-Gymnasium und wird auch dieses Mal ihre Mitschülerinnen mitziehen und für ein gutes Ergebnis sorgen.

Unterdessen geht zuhause die ehrenamtliche Arbeit weiter. Die Mutter kümmert sich um die Trainingspläne, der Vater ist ebenso eingebunden. Er bemüht sich um einen Sponsorenpool für seine Tochter, denn nicht nur der zeitliche, auch der finanzielle Aufwand ist nicht zu unterschätzen. Zwar hat die Sparkasse Erding-Dorfen eine dreijährige Förderung zugesagt, worüber man "sehr froh" sei. Alle Kosten für Medizin, Untersuchungen, Reisekosten und Sportklamotten seien damit aber nicht abgedeckt. Es bleibt eine Herausforderung - nicht nur für Mona Mayer.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: