Markt Schwaben:Wissen, wo es laut ist

Markt Schwaben verhandelt über fest installierte Fluglärmmessung

Von Alexandra Leuthner, Markt Schwaben

Wenn man Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) nach seinen Erfahrungen mit Lärm im Allgemeinen und Fluglärm im Besonderen fragt, holt er weit aus und erzählt von seiner Zeit in München, als er in der Nähe des Mittleren Rings gewohnt habe. Da sei dieser ständige Brummton gewesen. Und wenn Flugzeuge von und zum Flughafen Riem über sein Zuhause hinweg donnerten, "musste man jedes Telefonat unterbrechen". Nur zu gut könne er sich an seine Überempfindlichkeit gegen Lärm erinnern, die Kopfschmerzen und die Unruhe. Erst in Markt Schwaben sei es besser geworden.

Von Fluglärm aber fühlen sich auch hier viele Menschen gestört. So sehr, dass die Wählergemeinschaft Zukunft Markt Schwaben (ZMS) in der Marktgemeinderatssitzung an diesem Dienstag, 12. April, eine dauerhafte Schallpegelmessung beantragen wird. In Markt Schwaben seien es ja nicht die Flugzeuge allein, sondern Teile des Ortes seien zusätzlich von Schienen- und Straßenlärm betroffen, argumentiert die ZMS. Eine Schallpegelmessung im nahe gelegenen Gemeindebereich von Gelting - ein Funkfeuer im Ortsteil Ottersberg markiert einen der Münchner Flugkorridore -, habe einen Dauerschallpegel von 49 db(A) am Tag und 41 db(A) in der Nacht ergeben. Bereits ab 35 db(A) seien aber gesundheitliche Beeinträchtigungen festzustellen, wie eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigt, die die Wählergemeinschaft zitiert. "Wir möchten gerne eine dauerhafte Messung haben und den Fluglärm kartieren", sagt Gemeinderat Sascha Hertel (ZMS). Und das jenseits der mobilen Lärmpegelmessung, die der Flughafen im Sommer in Markt Schwaben einrichten wird.

Diese mobile Messstation ist aber das Hauptargument für Bürgermeister Hohmann (SPD) den Antrag der ZMS abzulehnen. Er halte es für "totalen Aktionismus", den Ergebnissen der Flughafenmessung vorzugreifen. Lärmpegelmessungen durch die Flughafengesellschaft haben auch Zorneding und Forstinning beantragt. In Forstinning soll die Messstation, die das Netz der 16 festeingerichteten Stationen in unmittelbarer Flughafennähe für eine begrenzte Zeit ergänzt, in der ersten Maiwoche aufgestellt werden, in Zorneding im Mai oder Juni und in Markt Schwaben im Juli oder August, wie der Leiter der Abteilung Umweltschutz Hermann Blomeyer mitteilt. 13 mobile Messungen hat es seinen Worten zufolge bisher im Landkreis gegeben, heuer kommen drei weitere dazu, Markt Schwaben gehörte 2002 schon einmal zu den Stationen. Gemessen werde nur auf Antrag der Kommunen, die Kosten übernehme aber der Flughafen, betonte Blomeyer. Dabei sei sowohl die Auswahl der Messgeräte wichtig - sie müssen geeicht sein - als auch ein sinnvoller Standort. So habe eine Gemeinde einmal eine Messung direkt neben einer Autobahn beantragt, was der Flughafen abgelehnt habe. Die Ergebnisse der Untersuchungen, die den Gemeinden zugestellt und auf Wunsch auch im Gemeinderat vorgestellt würden, dienten zunächst einmal der Transparenz, "bringen mehr Objektivität in die Diskussion". Unmittelbare Auswirkungen auf Flugrouten oder -bewegungen haben sie nicht. "Sie müssen immer sehen, dass eine Verschiebung von Flugkorridoren auch die Belastungen verschiebt", sagt Blomeyer Die Ergebnisse könnten aber Grundlage für weiterführende Diskussionen etwa in der Fluglärmkommission sein.

Zur gefühlten Fluglärmbelastung im Landkreis verwies Blomeyer auf Anruferzahlen beim Beschwerdetelefon. So seien 2015 17 Beschwerden eingegangen, sechs Anrufer aus Pliening, vier aus Poing. 2011 seien aus Pliening 14, aus Poing sechs Anrufe gekommen.

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