Markt Schwaben:Landrat räumt Versäumnisse ein

Helferkreise für Asylbewerber sollen schneller informiert werden

Nach der Kritik an der kurzfristig angesetzten Umverteilung mehrerer Markt Schwabener Flüchtlinge hat das Ebersberger Landratsamt Versäumnisse eingeräumt und Nachbesserungen angekündigt. Landrat Robert Niedergesäß teilte am Montagabend auf Anfrage mit, dass er das Missverständnis und die Kurzfristigkeit des Vorgehens bedauere. "Die Kommunikation in solchen Fällen soll sich künftig noch verbessern", hieß es in einer Stellungnahme. Die "derzeit etwas entspanntere" Asyl-Situation wolle man dazu nutzen, das Umzugs-Management zu optimieren. Dazu gehöre, dass Helferkreise "frühzeitiger über Umzüge von Asylbewerbern informiert werden sollen".

Das Landratamt bestätigte die Mitteilung der Markt Schwabener Flüchtlingshelfer, wonach am Freitagnachmittag Mitarbeiter des Landratamts Umzugsbescheide an Bewohner des Containerdorfs am Erlberg verteilt hatten, wo seit einem Jahr 40 Flüchtlinge aus fünf Nationen untergebracht sind. Der Helferkreisvorsitzende Tobias Vorburg hatte noch am Abend kritisiert, dass die Ehrenamtlichen darüber nicht informiert worden seien. Zumal es zu diesem Thema im Spätsommer ein Treffen mit dem Landratsamt gegeben habe, wo Mitarbeiter Vertretern des Markt Schwabener Helferkreises zugesichert hätten, man werde kooperieren und frühzeitig Bescheid geben, wenn die Umverteilung am Erlberg bevorstehe.

Das Landratsamt bestätigt dieses Treffen, allerdings, so heißt es, habe sich die Absprache nur auf Umverteilungen der Bewohner auf andere Landkreise bezogen, nicht aber auf Fälle wie diesen. Demnach seien für zwei Asylbewerber vom Erlberg "sehr kurzfristig zwei von den Nationalitäten her passende Plätze in anderen Unterkünften im Landkreis frei geworden". Am Mittwoch könnten drei weitere Bewohner umziehen, für die ebenfalls eine passende Unterbringung im Landkreis gefunden werden konnte. Weil diese Umzüge "sehr kurzfristig möglich geworden" sind, seien sie nur mit den Bewohnern kommuniziert worden. "Das war in der rückblickenden Bewertung sicher nicht perfekt", heißt es vom Landratsamt.

Vorburg hatte kritisiert, dass er im Landratsamt niemanden mehr für Nachfragen erreichen konnte, nachdem ihm die Bewohner von den Umzugsbescheiden erzählt hatten. Grundsätzlich sei es positiv, wenn weniger Menschen im Containerdorf wohnen müssten und stattdessen in normale Unterkünfte ziehen könnten, sagte Vorburg, man brauche aber mehr Vorlauf. Warum war es nicht möglich, noch einige Tage zu warten, damit Helfer Zeit bliebe, um die Bewohner vorzubereiten, etwa zu klären, wo ein Bewohner den Sprachkurs am neuen Wohnort fortführen kann, und mit ihnen Formalien wie Adressänderungen vorzunehmen, was vor allem für Asylbescheide vom Bundesamt wichtig ist.

Das Landratsamt erklärt, es sei Zufall, dass der Umzug auf einen Freitagnachmittag gefallen ist, eben weil genau zu diesem Zeitpunkt Wohnplätze frei wurden. Auf die Nachfrage, warum es nicht möglich sei, einen freien Wohnplatz erst einige Tage später zu beziehen, erklärt das Landratsamt, dass länger unbelegte Plätze in einer Gemeinschaftsunterkunft "zu Unfrieden und Problemen führen" könnten, wie eine "erfahrene Kollegin" bestätigt habe.

Ziel sei es, dass bis Weihnachten etwa die Hälfte aller Bewohner der Container in Markt Schwaben in dezentrale Unterkünfte im Landkreis umziehen können. In der Umzugslogistik hat der Erlberg Priorität vor den 200 Bewohnern der Plieninger Traglufthalle. Grund: Der Vertrag mit Markt Schwaben einen Monat früher aus als mit Pliening, nach einem Brand ziehen die Hallenbewohner dort in diesen Tagen wieder ein. Die Nationalität oder Ethnie spielt in der Logistik des Landratsamt ebenfalls eine Rolle. Werden in einer Wohnung, in der Nigerianer leben, Plätze frei, soll dort ein Landsmann einziehen.

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