Mangelnde Wirtschaftlichkeit wird nicht akzeptiert:Schutz vor Lastwagenverkehr geht vor

Mangelnde Wirtschaftlichkeit wird nicht akzeptiert: Bereits jetzt wird im Kohlekraftwerk Anglberg bei Zolling gepresster Klärschlamm mit verbrannt.

Bereits jetzt wird im Kohlekraftwerk Anglberg bei Zolling gepresster Klärschlamm mit verbrannt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Prinzipiell haben die Haager Gemeinderäte nichts gegen eine Klärschlammtrocknungsanlage im Anglberger Kraftwerk. Die Anlieferung sollte des Materials sollte jedoch über die Schiene und nicht über die Straße erfolgen

Von Katharina Aurich, Haag

Auf dem Gelände des Kohlekraftwerks Anglberg bei Zolling will die Betreiberfirma Engie für zwölf Millionen Euro eine Klärschlammtrocknungsanlage bauen. Der Bau soll im Juni beginnen und die Anlage Ende des Jahres in Betrieb gehen. Die Gemeinderäte hegen Bedenken. Sie fürchten eine Zunahme des Schwerverkehrs. Sie würden die Anlieferung des Klärschlamms am liebsten auf die Schiene verlegen.

Bereits jetzt wird im Kohlekraftwerk gepresster Klärschlamm mit verbrannt. In der neuen Anlage könnten jährlich etwa 150 000 Tonnen mit durchschnittlich 25 Prozent Trockensubstanz aus Kläranlagen getrocknet und mit Kohle verfeuert werden. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens nahmen die Haager Gemeinderäte zum Projekt Stellung. Grundsätzlich muss der Klärschlamm entsorgt werden, da er nicht mehr auf Feldern und Äckern ausgebracht werden darf. Daher sei seine Verbrennung zur Stromgewinnung eine sinnvolle Alternative, erklärte Bürgermeister Anton Geier. Das Kraftwerk Anglberg sei ein geeigneter Standort für die Trocknungsanlage, da die Abwärme aus den Kohleblöcken verwendet werden könne. Aber die Gemeinderäte fürchten zunehmenden Lastwagenverkehr in Haag aufgrund der Anlieferung des Klärschlamms. Sie verweisen darauf, dass durch die Schienenanbindung des Kraftwerks der Schlamm in Waggons transportiert werden könnte. In Vorgesprächen mit dem Betreiber hatte die Gemeinde auf eine Prüfung der Alternative "Schiene" gedrängt. In den Unterlagen fehle eine Untersuchung dieser Möglichkeit, kritisieren die Räte. Sie akzeptierten auch nicht eine mangelnde Wirtschaftlichkeit als Ausschlusskriterium für den Schienentransport. Der Kraftwerksbetreiber solle zur Reduzierung des Straßenverkehrs beitragen, betonen die Gemeinderäte in ihrer Stellungnahme.

Darin heißt es außerdem, dass die Anlage nicht zu einer "Lohntrocknungsanlage" werden solle, wenn etwa das Kohlekraftwerk nicht in Betrieb sei und der getrocknete Schlamm bei vollen Lagern wieder abtransportiert werden müsse. Für die Gemeinderäte ist die Anlage eine Übergangslösung für die nächsten zwanzig Jahre zur Verwertung des Klärschlamms in Kombination mit der Kohle zur Energieerzeugung. Es sei abzusehen, dass die Kohleverstromung ganz aufgegeben werde und damit auch die Klärschlammverbrennung. Man wolle nicht, dass Anglberg zu einem Abfallentsorgungsbetrieb mutiere, betonen die Räte.

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