Der weltweit bekannte Maler und Bildhauer Alessandro Kokocinski, der von 1988 bis 1995 im Schloss Kalling lebte und 2012 der Stadt Dorfen aus alter Verbundenheit seine Skulptur "Die Jakobsleiter" zum Geschenk machte, ist am 11. Dezember 2017 nach langer schwerer Krankheit in seinem italienischen Domizil in Tuscania, Latium, gestorben. Er wurde 69 Jahre alt.
Kokocinski kam 1948 er als Sohn eines polnischen Vaters, der dem Gulag auf der Kamtschatka entronnen war, und einer russischen Mutter, die ebenfalls auf der Flucht vor dem Stalinismus war, in Italien auf die Welt. Die Familie wanderte nach Argentinien aus. Als junger Mann zog Kokocinski mit einem uruguayischen Wanderzirkus durch halb Südamerika. Seine ersten Arbeiten als bildender Künstler schuf er in Buenos Aires. Weil er Mitglied einer trotzkistischen Gruppe war, flüchtet er in den Jahren der Militärdiktatur Juan Carlos Onganía 1969 nach Chile. Als 1973 Augusto Pinochet in einem Putsch den sozialistischen Präsidenten Chiles Salvador Allende stürzte, hielt sich Kokocinski gerade in Rom auf. Er blieb in Italien, bis er sich nach einem längeren Aufenthalt in Fernost in Kalling niederließ. Dort lebte er sieben Jahre, bevor er nach Italien zurückkehrte.
Er war ein "Maler auf der Reise" und ein "Akrobat der Träume", heißt es in einem Nachruf des Corriere della Sera, und, dass er sein ganzes Leben lang stets auf der Flucht war. Seine Skulptur "Die Jakobsleiter", die seit Jahren verpackt im Dorfener Bauhof lagert und darauf wartet aufgestellt zu werden - sie wird im neuen Rathaus zu sehen sein -, hat genau das zum Thema und ist deshalb vielleicht eines seiner persönlichsten Werke. In der biblischen Erzählung von Jakob hat dieser auf der Flucht einen Traum: Er sieht eine Leiter zwischen Himmel und Erde, auf der ein Engel auf- und absteigt. Und er hört, wie Gott zu ihm spricht: "Ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land."