Licht und Schatten:Helle Begeisterung sieht anders aus

Licht und Schatten: Sieht gut aus, findet jedoch kaum Nachahmer: Das neue Beleuchtungskonzept am Beispiel des Erdinger Rathauses. Der Plan sieht eine Ausweitung auf die ganze Altstadt vor.

Sieht gut aus, findet jedoch kaum Nachahmer: Das neue Beleuchtungskonzept am Beispiel des Erdinger Rathauses. Der Plan sieht eine Ausweitung auf die ganze Altstadt vor.

(Foto: Renate Schmidt)

Beim neuen Beleuchtungskonzept der Erdinger Altstadt wollen bislang kaum Unternehmen mitmachen. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) kündigt Gespräche mit der Interessengemeinschaft Ardeo an

Von Regina Bluhme, Erding

In einem ganz neuen Licht soll Erding nach den Plänen von Dieter Bartenbach dastehen. Der international erfahrene Lichtdesigner hat vor zwei Jahren ein Beleuchtungskonzept für die Altstadt entwickelt. Er habe noch nie erlebt, dass die Leute vor Ort nicht mitmachten, hatte Bartenbach betont. In Erding kann er jetzt eine neue Erfahrung machen: Bislang leuchten hier nur das Rathaus und die Bar Kennedy, die weitere Nachfrage der Hausbesitzer rund um den Schrannenplatz tendiert gegen Null. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) kündigte jetzt im Stadtrat Gespräche mit der Interessengemeinschaft Ardeo an, in der viele Geschäftsinhaber Mitglied sind.

Grünen-Stadtrat Günther Kuhn hatte sich in der jüngsten Sitzung nach dem Stand der Dinge beim Beleuchtungskonzept erkundigt. Stadtbaumeister Sebastian Henrich erklärte, dass das angestrahlte Rathaus sehr gut ankomme. Dem widersprach niemand in der Runde, allerdings sagte Gotz, er werde "nicht darum herumkommen, mit Ardeo zu sprechen". Es müsse eine "größere Mitmachkultur entwickelt werden". Das kann man so sagen. Im Moment ist das ausgeklügelte Leuchtenkonzept, das die Gebäude von oben nach unten anstrahlt, nämlich nur am Rathaus, an der Bar Kennedy und vier Bäumen verwirklicht. Der ursprüngliche Plan sitzt eine sukzessive Ausweitung auf die gesamte Altstadt und die Ortsdurchfahrt Altenerding vor.

Fragt man bei Wolfgang Kraus nach, dem Ardeo-Vorsitzenden, so ist das Beleuchtungskonzept "im Moment kein Thema" in der Interessensgemeinschaft der Altstadt. Gerne sei er aber zu Gesprächen bereit und die Beleuchtung am Rathaus komme bei jedem, mit dem er rede, gut an. Aber er gibt auch zu bedenken, dass nicht alle Ardeo-Mitglieder auch die Hausbesitzer seien, und auf die komme es ja an.

Familie Kraus gehört das gleichnamige Modehaus schräg gegenüber des Rathauses. "Wir haben probeweise an einem Erker eine Beleuchtung von unten angebracht", verrät Wolfgang Kraus. Tatsächlich überlegt die Geschäftsfamilie, die Fassade ihres wunderschönen denkmalgeschützten Hauses mit dem Bartenbach-Beleuchtungskonzept zu versehen. "Das Interesse ist grundsätzlich schon da", sagt Vater Hermann Kraus. Er werde demnächst das Gespräch mit der Stadt suchen, es gelte nämlich abzuklären, wie viele Leuchten angebracht werden müssten. Denn die Anzahl der Lampen hat Designer Dieter Bartenbach ganz genau festgelegt. Da müssten sich die Hausbesitzer auch dran halten, erklärt Christian Wanninger, Pressesprecher der Stadt Erding.

Laut Wanninger ist Leuchte aber nicht gleich Leuchte. Es gibt zwei verschiedene Ausführungen: "Normale" LED-Leuchten und die sogenannten Platzstrahler, die aber nicht jedes Haus benötige. Die Platzstrahler seien deswegen erforderlich, weil die Straßenlaternen entlang der Gehwege vor den hell erleuchteten Fassaden ausgeschaltet werden. Das geschieht zum Beispiel schon jetzt abends vor dem erleuchteten Rathaus, informiert Wanninger. Im Übrigen erstrahlt die Fassade automatisch und nach einem ganz genauen Zeitplan: 15 Minuten vor Sonnenaufgang schalten sich die Leuchten an und um Punkt 23 Uhr gehen sie wieder aus. Pünktlich um fünf Uhr morgens strahlen sie wieder los, bis 15 Minuten vor Sonnenaufgang. Die Platzstrahlen leuchten ab 23 mit reduzierter Stärke, so Wannninger.

Für die Verwirklichung des Konzepts gibt es einen Deal: Die Hausbesitzer bezahlen die Leuchten, die Stadt übernimmt Montage, Unterhalt und Stromkosten. Der Erdinger Grünen-Stadtrat Herbert Maier wundert sich über die gestiegenen Lampenpreise und verweist darauf, dass Designer Bartenbach im März 2015 von 300 Euro pro Leuchte gesprochen habe. Das sei im Protokoll der Stadtentwicklungs-, Umwelt- und Verkehrsausschusses auch so festgehalten. Wie Maier weiter vorrechnet, hat die Stadt im Juni vergangenen Jahres 41 Lampen für insgesamt rund 43 300 in Auftrag gegeben. Das bedeute "einen mittleren Leuchtenpreis von 1056 Euro", betont Maier. Pressesprecher Christian Wanninger bestätigt die Anschaffung der 41 Leuchten. Alleine 20 davon sind seinen Recherchen nach am Rathaus angebracht, der Rest an den Bäumen und am Kennedy - und darunter sind auch noch die Leuchten, die ursprünglich für das Gebäude an der Landshuter Straße 4 gedacht waren. Das Haus gegenüber des Rathauses wurde mittlerweile jedoch abgerissen, die Leuchten sind derweil eingelagert, berichtet Wanninger.

Dass sich die Preise für die Lampen erhöht haben, will Wanninger gar nicht bestreiten, die ersten Kostenschätzungen stammten schließlich aus dem Jahr 2015. Aktuell müssten die Hauseigentümer mit 500 Euro für herkömmliche Leuchten und mit 2000 Euro für Platzleuchten rechnen, sagt der Pressesprecher der Stadt.

Die Anzahl der Lampen hat Designer Dieter Bartenbach für jedes Haus individuell konzipiert. Das erzeuge Raumwirkung und gebe Orientierung, hatte er im März 2015 im Stadtentwicklungsausschuss erklärt. Dort zeigte er sich auch überzeugt, dass das Konzept auf keinen Fall an Geschäftsleuten oder Hausbesitzern scheitern werde: "Die ersten, die mitmachen, sind die Geschäftsleute."

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