Laserpointer: Gefahr für Piloten:Ein Spielzeug als Waffe

Ein Strahl, der Piloten aus der Fassung - und Fluggäste in Gefahr bringen kann. Immer öfter werden Piloten mit Laserpointern attackiert. Die Polizei geht nun verstärkt gegen die Blender vor.

Matthias Vogel

Immer wieder kommt jemand auf die dumme Idee, Flugzeugpiloten mit einem Laserpointerstrahl zu blenden. Früher kamen die Angriffe vereinzelt vor, drastisch angestiegen sind sie seit vergangenem Herbst. Auch die Gesundheit des Kapitäns und das Leben der Passagiere und der Besatzung der Air-Berlin-Maschine, die am Sonntagabend am Münchner Flughafen landete, waren durch eine Laser-Attacke gefährdet. Die Piloten gaben den Vorfall an die Flugsicherung weiter. Ein Polizeihubschrauber machte sich auf die Suche nach den Tätern.

Landendes Flugzeug

Immer häufiger werden Flugzeugpiloten durch Laserpointer abgelenkt.

(Foto: dpa)

Start und Landung sind die ansprechenderen Vorgänge eines Fluges. Das sagt Jörg Handwerg, Pressesprecher der Vereinigung Cockpit und selber Pilot. Beim Start müsse der Kapitän selber steuern, die Landung sei theoretisch auch über den Autopilot möglich. "In der Regel landet der Pilot aber selber", sagt Handwerg. Das macht die Angriffe mit einem Laserpointer umso gefährlicher. Dass der Strahl den Piloten direkt ins Auge trifft, ist eher unwahrscheinlich.

Es reicht aber, wenn er die Scheiben trifft. Das Licht bricht sich und erhellt das am Abend abgedunkelte Cockpit blitzartig. Pilot und Co-Pilot werden geblendet und sind danach in ihrer Wahrnehmung stark beeinträchtigt. "Sie sehen die Landebahn nicht, stattdessen minutenlang Flecken, haben Kopfschmerzen, Schwindelgefühle oder sind kurzfristig orientierungslos", sagt Handwerg. Selber sei er zum Glück noch nicht betroffen gewesen, so werde es allerdings von Kollegen geschildert. Manche Kapitäne würden sogar tagelang ausfallen, "ein Kollege aus Amerika wurde fluguntauglich", sagt Handwerg.

Der Vorfall am Sonntag war einer von sieben, die seit dem 2. Juli 2010 alleine am Flughafen München dokumentiert wurden. Das sagt Martin Köppl, Pressesprecher der Deutschen Flugsicherung am Airport. Und auch dieser Angriff wurde mit einem sehr leistungsstarken Laserpointer ausgeführt. Und solche sind keineswegs in jedem Elektromarkt erhältlich.

"In Deutschland ist der Verkauf von Laserpointern mit einer Leistung von über einem Milliwatt verboten", sagt Handwerg. Stärkere Lasergeräte könnten aber bequem im Internet bestellt werden.Über die Motive der Täter will die Vereinigung Cockpit, ein Berufsverband von Piloten und Flugingenieuren, nicht mutmaßen. Handwerg glaubt, dass die Pointer im Bewusstsein immer noch als Spielzeug wahrgenommen werden. "Kindern wird zwar der vorsichtige Umgang mit Pfeil und Bogen beigebracht, aber dann ein großer Laserpointer von einem Markt aus Asien mitgebracht." Es werde schlichtweg unterschätzt, wie gefährlich sie wirklich sind. "Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde kann das Augenlicht zerstört werden."

Schwere Geschütze gegen Blender

Die Vereinigung fordert schon länger, den Umgang und Besitz der Geräte stärker zu reglementieren. "Es gibt keinen sinnvollen Nutzen, sie werden als Spielzeug vertrieben. Dabei müssen sie als das eingestuft werden, was sie de facto sind: als Waffen", sagt Handwerg.

Mittlerweile hat die Polizei schwere Geschütze gegen die Blender aufgefahren. Der Hubschraubereinsatz am Wochenende dient als Beleg. "Absolut angemessen", sagte ein Beamter der Kriminalpolizei Erding, die nach der Erstfahndung die Ermittlung übernommen hat. Weil die Straftat nicht unerheblich sei. Für den gefährlichen Eingriff in den Luftverkehr sehe das Gesetz Haftstrafen von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor. "Und schon der Versuch ist strafbar", sagt er.

Weil die Laser-Attacken zugenommen haben und wieder mit einem "Hoch" (Martin Köppl) zu rechnen sei, sind alle Betroffenen sensibilisiert. Piloten würden schon seitens der Vereinigung Cockpit dazu angehalten, Angriffe und die Bereiche, aus denen sie erfolgen, sofort der Flugsicherung zu melden, sagt Jan Krawitz, beim Berufsverband Referent für Öffentlichkeitsarbeit. Die Flugsicherung verständigt dann die Polizei. Wenn möglich, macht sich sofort ein Hubschrauber auf die Jagd nach den Übeltätern, wie am Sonntag. Stünde kein Helikopter zur Verfügung und eine Streife müsse ausrücken, werde die Hilfe der Piloten der Hubschrauberstaffel dennoch in Anspruch genommen, sagte Polizei-Sprecher Josef Bichlmeier. "Die können mit den Angaben der Flugzeugführer ja vielmehr anfangen." Schnell müsse gehandelt werden, sonst seien die Täter über alle Berge. "Wir sind deshalb ständig dabei, die Abläufe zu optimieren", sagte Bichlmeier.

Am Sonntag lief es optimal. Der Kripobeamte bestätigte: "Wir wissen jetzt, aus welcher Gruppe der Angriff kam." Mehr wolle er dazu nicht sagen.

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