Langenpreising:Ein Missverständnis - nicht mehr und nicht weniger

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Es hat nicht viel zu bedeuten, dass der Langenpreisinger Gemeinderat die Flüchtlingsunterkunft am Kreisel abgelehnt hat

Von Wolfgang Schmidt, Langenpreising

"Es ist so, wie es ist", sagt Alois Angermaier und wirkt wie einer, der weiß, dass er am Ende die Nase vorne haben wird und die Flüchtlingsunterkunft am Kreisel vor Wartenberg eben doch bauen wird. Der Langenpreisinger Gemeinderat hat Angermaier die Baugenehmigung verweigert. Na und? Jetzt liegt der Antrag beim Landratsamt. Das "Missverständnis", wie er die Sache nennt, fällt nicht so gravierend ins Gewicht. Seine größte Sorge ist momentan, dass das "Vorzeigeprojekt an Asylbewerberunterkunft" keine Hängepartie wird.

Nicht einmal fünf Minuten hatte die Behandlung des sensiblen Themas in der Gemeinderatssitzung gedauert. Inzwischen gibt es erste Stimmen von Räten, die sich durch die Behandlung des Themas im Schnelldurchlauf überrumpelt fühlen. Die hätten ihn, Angermaier, schon gefragt, was der "Schmarrn mit dem Hotel" denn plötzlich gesollt hätte. Dieses Hotel war der Grund für die Ablehnung des Bauantrags. Bürgermeister Peter Deimel (FW) hatte festgestellt, dass ein solches Vorhaben in diesem Bereich gesetzlich nicht zulässig sei und im nächsten Atemzug abstimmen lassen. Das Ergebnis ist bekannt - und ohne schmerzhafte Diskussion hatte Langenpreising den nächsten Krieg mit dem Nachbarort vermieden. Denn die Wartenberger Bürgermeister hatten in einem offenen Brief an die Langenpreisinger Ratskollegen diese zu einem negativen Votum gedrängt, zuvor war sogar mit der Kündigung der Verwaltungsgemeinschaft gedroht worden.

Im Hotel liegt das Missverständnis, sagt Angermaier. Und er sagt auch, dass dieses ominöse Hotel gar nicht Gegenstand seines Bauantrags war, aber der Endpunkt eines komplizierten Ablaufs. Ereignet hat sich Folgendes: Nach dem Aufruf des Landratsamtes, Wohnungen oder Grundstücke für die Unterbringung von Flüchtlingen anzubieten, hatte sich Angermaier bei der Behörde gemeldet. Erste Vorstellungen sahen Container-Unterkünfte für 200 Personen vor, die auf zehn Jahre begrenzt werden sollten. Dieses Konzept wurde im September im nicht öffentlichen Teil der Sitzung den Gemeinderäten vorgelegt. Die zeigten sich nicht abgeneigt, wenn die Personenzahl halbiert und die Anlage im Süden des Areals und nicht im Norden gebaut werde.

Die Planer aber, sagt Angermaier, wollten die Ansiedlung im Norden belassen, "damit ein gewisser Puffer" zur Wohnbebauung auf der gegenüberliegend Seite des Kreisels entstünde. Vor allem aber hätte er seine Hotelträume, für die er seit zwei Jahren einen Investor sucht, vorerst begraben können. An Stelle der Container-Behausungen sollten auf Anraten des Landratsamtes, wie Angermaier sagt, inzwischen zwei Wohnanlagen in Holzständerbauweise errichtet werden.

Im Bauantrag zur Oktober-Sitzung blieben die Wohneinheiten also im Norden situiert, was in der Bürgermeisterbesprechung laut Angermaier die Frage aufgeworfen hat, warum er nicht dem Wunsch der Räte entsprechen wolle. Angermaier sagt, er habe auf die seit zwei Jahren verfolgten Hotelpläne verwiesen und zur Verdeutlichung ein fiktives Hotel mit Stellplätzen und dem Vermerk "in Planung" einzeichnen lassen. Ausdrücklich sei dieses Papier als "Erschließungsplan" und nicht als Bauplan gekennzeichnet worden. Davon war in der Gemeinderatssitzung allerdings keine Rede. Vielleicht war es von uns "ein kleiner Fehler, es ist vielleicht ein bisschen klein geschrieben worden". Man hätte es vielleicht farbig abgrenzen sollen, sagt Angermaier.

Ein Missverständnis eben, nicht mehr und nicht weniger. Angermaier sagt noch, das Projekt sei sicher "eine Herausforderung für alle Beteiligten, aber zugleich auch eine Chance für alle". Warum sollte man es an einer Gemeindegrenze fest machen, "die sitzen ja auch im Rathaus zusammen".

© SZ vom 28.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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