B 15-Ausbau:Planerischer Scherbenhaufen

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Innenminister Joachim Herrmann hat 20 Jahre Planung in Taufkirchen zunichte gemacht. (Foto: Florian Peljak)

Innenminister Joachim Herrmann hat beim B 15-Ausbau zwar Dorfen und Taufkirchen Ortsumfahrungen versprochen, aber bis zur Realisierung wird es Jahrzehnte dauern.

Von Thomas Daller, Landkreis

Beide Trassen der B 15 neu sind nun per Ministerratsbeschluss vom Tisch. Stattdessen soll die bestehende B 15 zwischen Landshut und Rosenheim ausgebaut werden - mit Ortsumfahrungen. Allerdings beginnen die Planungen für diese Ortsumfahrungen nun bei Null. Es wird Jahrzehnte dauern, bis sie realisiert werden können. Bis dahin werden Taufkirchen, Dorfen und St. Wolfgang der Flaschenhals eines autobahnähnlichen Verkehrsaufkommens sein.

Am härtesten trifft das Taufkirchen. Dort kreuzen sich die beiden Bundesstraßen B 15 und B 388 in der Ortsmitte und verlaufen auf 400 Metern auf einer Straße gemeinsam. Täglich fahren bis zu 22 000 Fahrzeuge durch den Ort, davon etwa 2000 Lastwagen. Seit mehr als 20 Jahren und somit die gesamte bisherige Amtszeit von Bürgermeister Franz Hofstetter (CSU) plant die Gemeinde Taufkirchen eine Ortsumfahrung. Und zwar eine Umfahrung der B 388, weil es für eine B 15-Umfahrung keine Mittel gegeben hätte: Die komme ohnehin in Form der B 15 neu, hatte das Straßenbauamt mit Blick auf den Bundesverkehrswegeplan immer betont. Der Staat bezahle diese Verkehrsentlastung ja nicht zweimal. Nun ist diese Planung für die B 388-Ortsumfahrung kurz vor dem Planfeststellungsbeschluss und die Gemeinde machte sich Hoffnungen, dass sie noch in die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans 2015 aufgenommen werden könnte. Bis jetzt. Doch nun steht man vor einem Scherbenhaufen: Denn der Korridor für die B 388-Umfahrung würde sich im nordwestlichen Bereich mit der Planung für eine B 15-Umfahrung überlagern.

Es gab zwar schon einmal Überlegungen, aus diesem Halbkreis um Taufkirchen einen Dreiviertelkreis zu machen, der über Breitenweiher bis Solching auch als B 15-Umfahrung dienen könnte. Aber es gibt keinerlei Untersuchungen, ob das realisierbar ist: "Wir wissen nicht, ob wir in einem weiteren Verlauf auf Wasserschutzgebiete, Biotopstrukturen oder sogar auf ein FFH-Gebiet treffen", sagte Peter Weywadel vom Straßenbauamt München. Er rechnet nun mit weiteren 15 bis 20 Jahren Planungsphase. "Das ist der Normalfall."

Bürgermeister Franz Hofstetter erwartet nun eine Lösung "auch im Bundesverkehrswegeplan". (Foto: Peter Bauersachs)

"Genau das habe ich befürchtet", sagte Bürgermeister Hofstetter. "Die Landshuter sind mit ihrer B 15-Ortsumfahrung im Bundesverkehrswegeplan 2015 drin und wir kriegen dann jahrzehntelang den Autobahnverkehr durch unser Dorf ab. So geht das nicht. Wir müssen eine Lösung finden." Auch er befürchtet, dass die B 388-Ortsumfahrung für Taufkirchen im Zuge des B 15-Ausbaus unter die Räder kommt: "Die raumgeordnete Trasse wird dann weg sein." Hofstetter will nun erst einmal wissen, wie es konkret mit den Ortsumfahrungen weitergehen soll, die Innenminister Joachim Herrmann Dorfen und Taufkirchen versprochen hat. Er will deswegen zusammen mit seinen Bürgermeisterkollegen aus Dorfen und St. Wolfgang sowie Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) mit Herrmann sprechen. "Wir brauchen eine Lösung, die sich auch im Bundesverkehrswegeplan niederschlägt."

Auch in Dorfen hat die neue Entwicklung für Verunsicherung gesorgt. Zwar ist die vierspurige Westtrasse der B 15 neu zwischen Dorfen und Oberdorfen damit per Ministerratsbeschluss gekippt, aber auch eine zweispurige Ortsumfahrung würde nach der aktuellen Planung auf dieser Trasse verlaufen - mitten durch das wertvolle Naherholungsgebiet Isental im Westen der Stadt. Bislang war dort eine Ortsumfahrung nicht mehrheitsfähig, weil Dorfen einen hohen Anteil an innerörtlichen Verkehr hat, der durch eine Umfahrung nicht abnehmen würde. Wenn allerdings die A 94 fertiggestellt ist und Verkehr anzieht und dann auch noch die B 15 ausgebaut wird, kann das Thema wieder auf die Tagesordnung kommen. Möglicherweise wird dann auch die Trassendiskussion neu aufgerollt. Vor fünf Jahren hatte sich der Dorfener Stadtrat mit vier Varianten für eine Ortsumfahrung befasst: zwei im Osten, zwei im Westen, jeweils eine fern und nah. Es gab damals zwar einen Beschluss des Stadtrats für die Trasse bei Oberdorfen, aber auch so wütende Bürgerproteste dagegen, dass man diese Planung nicht weiter verfolgt hat. Es ist keineswegs auszuschließen, dass nun die Variantendiskussion wieder beginnt. Und das kann schon in Kürze sein: Am Donnerstag, 29. Januar, 19 Uhr, findet im Jakobmayer eine Bürgerversammlung zur Innenstadtentwicklung statt. Dabei wird auch das Thema "Verkehr" zur Diskussion stehen.

© SZ vom 21.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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