Landkreis:Gift im Zelt

Waldbesitzer stellen neues System zur Borkenkäferbekämpfung vor

Von Marlene Krusemark, Landkreis

Er ist nur wenige Millimeter groß, versetzt aber Waldbesitzer und Forstleute in Angst und Schrecken: Der Borkenkäfer vermehrt sich noch immer massenhaft und stellt eine Gefahr für Waldbestände in ganz Bayern dar. In der Region sind vor allem die Käferarten Buchdrucker und Kupferstecher problematisch, die hauptsächlich Fichten befallen, sich unter deren Rinde bohren und dort Brutgänge für Nachkommen anlegen. Nun werden von der Waldbesitzervereinigung Freising zwei neue Bekämpfungssysteme gegen die Borkenkäferplage besprochen: Die Netztechnologie "Storanet" und das System "Trinet".

"Das Storanet ist ein feinmaschiges Schutznetz aus Polyesterfasern, das über frischgeschnittenes Borkenkäferholz gelegt wird", erklärt Josef Denk, Vorsitzender und Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung des Landkreises. Er ist Mitorganisator einer Vorführung am Donnerstag in der Kiesgrube Wolfersdorf, wo die beiden Systeme vorgestellt werden, die es seit zwei Jahren gibt, im Landkreis aber neu sind. "Obwohl es langsam kühler wird, vermehren sich die Borkenkäfer nach wie vor rapide. Das wird bis September oder Oktober so weitergehen, daher ist es entscheidend, jetzt eine Explosion zu verhindern", sagt Denk. Im Gegensatz zu den Sprühinsektiziden, die bisher gegen den Käfer verwendet werden, waschen bei Storanet die Giftstoffe nicht in den Boden aus und stellten daher eine umweltfreundlichere Variante der Schädlingsbekämpfung dar, so Denk. Die Plane koste zwischen 200 und 300 Euro und decke etwa 50 Quadratmeter Holz ab. Alfred Fuchs vom Bayerischen Staatsforsten berichtet, dass das Storanet in ihren Waldstücken bisher nicht verwendet wird. "Das liegt daran, dass wir so viel Holz haben, das sich gar nicht alles bedecken lässt. Wir bauen eher auf den schnellen Abtransport des befallenen Holzes ins nächste Sägewerk oder zum Lagerplatz." Die zweite Variante, die von der Waldbesitzervereinigung vorgestellt wird, nennt sich Trinet und ähnelt einem auf drei Füßen stehenden Zelt, in dessen Inneren ein Lockstoff aufgehängt wird. Mit Pheromonen wird der Borkenkäfer angelockt, der dann an den Insektizid-getränkten Zeltwänden stirbt. "Das Trinet kostet 60 bis 80 Euro und ist quasi die präventive Variante, die den Käfer töten soll, bevor er den Baum befallen kann", so Denk. Auch hier sei der Vorteil, dass die Insektizide nicht in den Boden gelangen n können.

Für die Bayerischen Staatsforsten stellt laut Forstbetriebsleiter Alfred Fuchs auch diese Variante keine effiziente Maßnahme dar: "Das ist für uns sehr schwer zu praktizieren. Man müsste das Trinet ja etwas außerhalb des Waldes aufstellen. Beim Thalhauser oder Kranzberger Forst ist der nächste Fichtenbestand aber immer in erreichbarer Nähe. Auf dem Weg zum Anlockungspunkt bleiben die Käfer gleich auf der nächsten Fichte sitzen und bohren sich ein." Fuchs sieht die Borkenkäfersituation relativ: "Natürlich haben wir große Verluste durch den Borkenkäfer. Aber das wird immer so sein, solange gewisse Faktoren so zusammenkommen wie jetzt." Zu diesen Faktoren zählen laut Fuchs der hohe Fichtenbestand, die aktuelle Bodenbeschaffenheit und der Klimawandel. "Der Borkenkäfer gehört elementar zum Ökosystem und ist mit der Fichte vergesellschaftet. Er hat schon seit hundert Jahren immer zwei, drei Jahre andauernde Hochphasen. Wir als Förster können das nur bedingt beeinflussen", so Fuchs, "und der Klimawandel wird uns wahrscheinlich noch in viele solcher Situationen bringen." Er als Forstbetriebsleiter werde deshalb aber nicht panisch: "Wir werden weiterhin konsequent arbeiten, um die Situation günstig für uns zu nutzen."

Dringenden Handlungsbedarf und das in Betracht ziehen der beiden neu vorgestellten Systeme hält Ralf Petercord, Leiter der Abteilung Waldschutz der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, trotzdem für notwendig. Ein klarer Vorteil beider Systeme sei, dass durch die Bündelung des Insektizids die Umwelt geschont werde. Auch die Förster, mit dem Gift umgehen, müssten sich nicht so stark schützen, so der Experte. Ein Problem sei aber, dass nicht nur der Borkenkäfer, sondern auch Spinnen und andere Nutztiere an dem Gift verenden würden- ein Problem, das sich gleichermaßen beim Sprühen der Insektizide ergebe.

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