Landkreis:Gerste ins Glas statt in den Trog

Trotz einiger Wetterextreme fällt die Ernte im Landkreis heuer unerwartet gut aus. Allerdings machen Fäulnispilze sowohl dem Weizen als auch den Kartoffeln zu schaffen

Von Thomas Daller, Landkreis

Während in Unterfranken die größte Trockenheit seit 40 Jahren die Ernte zunichte macht, haben die Landwirte im Landkreis Erding kaum Grund zur Klage. Zwar ist die außergewöhnliche Rekordernte des vergangenen Jahres heuer nicht wieder drin. Dennoch fällt sie unerwartet gut aus, sagte Anton Mitterer, Ackerbaufachmann beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Gemeinsam mit Vertretern des Bayerischen Bauernverbandes erläuterte er die Lage der Erntesituation auf dem Hof von Jakob Maier in Niederding.

Der Mais, der 42 Prozent der Anbaufläche dominiert, steht auf den leichten Böden im westlichen Landkreis "bombig" da, sagte Mitterer. Auf den schweren Böden im tertiären Hügelland des östlichen Landkreises fällt die Maisernte eher durchwachsen aus. Das hängt mit den vielen Niederschlägen im Mai und Juni zusammen, weil Mais bei Staunässe in verdichteten Böden langsamer wächst. Die Unterschiede sind gravierend: Auf machen Äckern ist er bereits drei Meter hoch, auf anderen 1,20 Meter.

Landkreis: Die Weizenernte, hier bei Bockhorn, ist heuer sehr früh dran, weil die Körner in der Julihitze eine Notreife begonnen haben.

Die Weizenernte, hier bei Bockhorn, ist heuer sehr früh dran, weil die Körner in der Julihitze eine Notreife begonnen haben.

(Foto: Renate Schmidt)

Beim Getreide, das mit 41 Prozent den zweitgrößten Flächenanteil im Landkreis einnimmt, ist die Gerste bereits abgedroschen, und der Weizen, der üblicherweise erst im August eingefahren wird, kommt jetzt schon dran. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben, zuletzt im Rekordsommer 2003. Der Weizen, der keine Temperaturen über 30, 35 Grad verträgt, hat auf die Hitzewelle im Juli mit einer Notreife reagiert. Die Erträge sind dennoch ganz passabel. Allerdings hat der Weizen den Landwirten noch im Frühjahr große Sorgen bereitet: Der Gelbrost, ein Rostpilz, dessen Sporen vom Wind weit verbreitet werden, hat sich 2014 von Südengland aus bis nach Bayern ausgebreitet. Das kam völlig unerwartet, weil es in Zentraleuropa seit Jahrzehnten kaum einen Rostpilz-Befall gab. Dieser Pilz hat sich rasant in der Region ausgebreitet und musste mit Fungiziden behandelt werden. Denn ohne chemische Keule würden sonst Ernteausfälle von 50 bis 60 Prozent eintreten, sagte Mitterer.

Bei Hafer, Triticale und Dinkel, die bei der Anbaufläche eine relativ geringe Rolle spielen, geht man beim Ertrag von einem guten Durchschnitt aus. Bei der Sommergerste passt auch die Qualität. Das ist insbesondere wichtig, wenn sie als Braugerste verwendet werden soll. Denn wenn die Körner einen zu hohen Eiweißanteil ausbilden, sind sie zum Brauen nicht mehr zu gebrauchen und sie können nur noch als billige Futtergerste verkauft werden. Aber diese Gerste wird im Glas landen, nicht im Trog.

Landkreis: Beim Erntebericht: Anton Mitterer vom Landwirtschaftsamt Erding, Lorenz Oberndorfer vom Bauernverband und der Landwirt Jakob Maier.

Beim Erntebericht: Anton Mitterer vom Landwirtschaftsamt Erding, Lorenz Oberndorfer vom Bauernverband und der Landwirt Jakob Maier.

(Foto: Schmidt)

Weniger gut sieht es bei den Kartoffeln aus: Vor allem in den Moosböden habe es eine enorme Krautfäule gegeben, wie schon lange nicht mehr, sagte Mitterer. Wie beim Gelbrost handelt es sich auch bei der Krautfäule um einen Pilz, der im feuchtwarmen Frühsommer die Blätter befällt. Die Landwirte musste teilweise "mit massiven Pflanzenschutzmittel arbeiten", weil die Erkrankung sonst nicht zu stoppen gewesen wäre. Und nach den starken Niederschlägen im Mai und Juni kam die Trockenheit im Juli hinzu, die in dieser extremen Ausprägung den Knollen erneut geschadet hat. Diejenigen Landwirte, die vom Landratsamt eine wasserrechtliche Genehmigung hatten, haben die Kartoffeläcker mit großem Aufwand bewässert. Dort, wo das nicht der Fall war, geht man von Mindererträgen von etwa 30 Prozent aus, je nach Sorte.

Ackerbaufachmann Mitterer nutzte das Ernte-Informationsgespräch auch, um ein gutes Wort für den "verrufenen" Maisanbau einzulegen: Der Maisanteil bei der Anbaufläche sei seit fünf Jahren konstant und derzeit auch nicht höher als in den 1980er Jahren, als im Landkreis Erding noch viel mehr Bullenmast betrieben worden sei. Darüber hinaus könne man Mais nachhaltig anbauen, wenn man im Herbst eine Zwischenfrucht anbaue, die im Frühjahr untergepflügt werde und als Mulchsaat diene. Das verhindere Erosionsschäden und werde zunehmend von den Landwirten eingesetzt.

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