Landkreis:Augen offen

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In Scharen strömen die Menschen an die Badeweiher. Die Rettungsorganisationen bemühen sich, damit keiner zu Schaden kommt oder gar ertrinkt. (Foto: Renate Schmidt)

Wasserwacht und DLRG halten an den Weihern in Erding und Moosinning die Augen offen - das ist das Wichtigste

Von Sebastian Fischer, Landkreis

Am kommenden Wochenende wird Peter Schebesta wieder vor der Wachstation der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) am Moosinninger Weiher sitzen, mit wachem Blick das Gewässer betrachten und hoffen. Zum einen, dass die Menschen aufeinander Rücksicht nehmen, wenn sie ins Wasser springen, und dass sie selbst einzuschätzen wissen, ob sie ihren Körper dabei überlasten. Zum anderen wird er hoffen, dass er sieht, wenn sie das nicht tun. "Man muss auf irgendwelche Anzeichen hoffen", sagt der Erdinger DLRG-Vorsitzende. Viel mehr bleibt ihm nicht übrig, wenn er seine Aufgabe als Lebensretter erfüllen möchte.

Bundesweit nehmen in diesem Jahr Badeunfälle stark zu. Allein in diesem Monat sind in Deutschland schon 23 Menschen tödlich verunglückt. Der bayerische DLRG-Landesverband warnt vor Kreislaufproblemen, die beim Sprung aus der Hitze ins kühle Wasser auftreten können. Man rechne mit steigenden Einsatzzahlen. Auch im Landkreis kam es schon zu Zwischenfällen: Am Samstagabend verunglückte am Kiesweiher Eittingermoos ein 60-Jähriger beinahe tödlich. Freunde hatten ihn mit dem Kopf unter Wasser unter einem Seerosenfeld gefunden und reanimiert.

Am Moosinninger Weiher sind solche Zwischenfälle bislang ausgeblieben. Zwei Kinder wurden am vergangenen Wochenende vermisst gemeldet und sind laut DLRG von allein wieder aufgetaucht. Doch Schebesta erwartet arbeitsreichere Tage. Das Problem: "Es ist bei so vielen Schwimmern unheimlich schwierig nachzuempfinden, ob einer ein Problem hat."

Die DLRG teilt sich an Wochenenden die Aufsicht in Erding mit der Wasserwacht, die für den weitaus größeren Kronthaler Weiher zuständig ist. Für gut 650 Meter Umfang sind am Moosinninger Weiher vier Aufsichtspersonen verantwortlich, für den Kronthaler Weiher mit einem Umfang von gut zwei Kilometern sind es mindestens zehn. Kleinere Weiher müssen unbewacht bleiben, was am häufigsten zu Unglücken führt. Und an den größeren ist die Arbeit schwer. Hilferufe, sagt Alexander Genstorfer von der Wasserwacht Erding, könne er bei hohen Besucherzahlen nur schwer vernehmen. Die Rettungsschwimmer verlassen sich also auf ihr Auge. Allerdings gehen den meisten Unfällen keine auffällig hektischen Bewegungen voraus. Dass Menschen nicht richtig schwimmen können, ist eigentlich selten die Unfallursache. Wenn solche Fälle zuletzt auftraten, waren oft Flüchtlinge betroffen. Im Freibad in Dorfen haben Asylsuchende freien Eintritt, ein lobenswerte Initiative - allerdings manchmal problematisch, sagt Betriebsleiter Andreas Kögel: Es sei schwierig, etwa Afrikanern, die an die hiesige Badekultur noch nicht gewöhnt sind, zu erklären, dass sie als Nichtschwimmer nicht ins tiefe Becken dürfen. In Erding hat die Wasserwacht darauf reagiert und bietet Flüchtlingen kostenlose Kurse an. "Die sind gut besucht", sagt Genstorfer.

Problematisch sind an den Weihern eher die Besucher, die sich allzu stürmisch abkühlen wollen. Oder Eltern, die ihre Kinder mit Schwimmflügeln in tieferes Wasser mitnehmen. "Schwimmflügel können immer mal platzen", sagt Schebesta. Die Dialoge mit den Besuchern seien oft mühsam, "wir sind ja nicht weisungsbefugt", erklärt er. Doch Peter Schebesta weiß, dass sein Job wichtig ist, dass er den Weiher mit seinen Kollegen zu einem sichereren Ort macht und den Gästen eine Hilfe ist - auch wenn er an manchen Tagen nur Auskunft über die Wassertemperatur geben muss. Über seine schwierige Arbeit sagt er: "Mir macht das Spaß."

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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