Für die mehr als 400 Flüchtlinge, die sich zurzeit im Erdinger Landkreis befinden, ist die Situation nicht leicht: aus der Heimat geflohen, gestrandet in einem fremden Land, in dem ihnen Lebensweise und Sprache unbekannt sind. Hinzu kommt ein oftmals unzureichendes Freizeitangebot, das die Integration und den Kontakt mit der lokalen Bevölkerung erschwert. Um die Situation zu verbessern, haben sich verschiedene ehrenamtliche Organisationen und Helfer mehrere Projekte und Veranstaltungen einfallen lassen. So soll der Alltag der Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien, Eritrea und weiteren Ländern aufgelockert und die Integration erleichtert werden.
Christine Eder von der Erdinger "Aktionsgruppe Asyl" setzt sich als ehrenamtliche Mitarbeiterin in der Stadt Erding dafür ein, den Lebensalltag der insgesamt 162 Flüchtlinge abwechslungsreicher zu gestalten: "Gemeinsame Ausflüge oder die Organisation von Festveranstaltungen wie das internationale Frühlingsfest sollen dafür sorgen, dass sich die Flüchtlinge heimischer fühlen", sagt Eder. Eine weitere Veranstaltung ist der regelmäßig stattfindende Stammtisch im Erdinger Sonic Jugendzentrum: "Im Café Orange setzen sich Asylbewerber und Anwohner zusammen, um Kontakte zu knüpfen. Das ist eine Möglichkeit, Berührungsängste, die es auf beiden Seiten gibt, abzubauen", fügt Eder hinzu.
In Markt Isen wollen Lisa Schamberger und Anneliese Oberpriller mit ihrem musikalischen Handpuppentheater "O wei ein Ei" am 26. April Spenden sammeln, die den Flüchtlingen zugute kommen sollen. "Das eingenommene Geld kommt dann in unsere Flüchtlingskasse, mit der wir für die Menschen das Notwendigste kaufen", erklärt Barbara Fromm, Mitorganisatorin und Mitglied der Isener Flüchtlingshilfe. Dazu würden ihr zufolge viele Dinge gehören, die von staatlichen Leistungen nicht aufgefangen werden: "Neue Schuhe, Kleidung oder die Teilnahme an Freizeitaktivitäten, das alles ist mit den vorhandenen Geldern nicht realisierbar." Aufgeführt wird die Benefizveranstaltung im Isener Rathaussaal. Fromm fände es aber besser, wenn das Handpuppentheater in den Flüchtlingsunterkünften stattfinden würde: "Die Isener Einwohner hätten dann mehr Kontakt mit den Flüchtlingen." Die Hilfsbereitschaft würde sich ihr zufolge so noch weiter verbessern.
Der Helferkreis in Isen wurde vor anderthalb Jahren gegründet, als die ersten Flüchtlinge in den Erdinger Landkreis kamen. 15 aktive Mitglieder beteiligen sich aktuell an der Flüchtlingshilfe. Zurzeit wohnen in Isen 25 Asylbewerber in zwei ehemaligen Arbeiterhäusern.
Auch im kleinen Weiler Winkl im äußersten Osten des Erdinger Landkreises gibt es am kommenden Sonntag eine besondere Veranstaltung für Flüchtlinge. In dem kleinen Ort mit 25 Einwohnern leben seit August vergangenen Jahres zwölf Asylbewerber, die selbstständig ein christlich-orthodoxes Osterfest organisiert haben. Hermann Schrägle, ein ehrenamtlicher Mitorganisator des Osterfestes, ist von der Eigeninitiative der äthiopischen, eritreischen und somalischen Flüchtlinge beeindruckt: "Das haben die Asylbewerber alles selbst organisiert, wir Mithelfer haben uns nur um die Rahmenbedingungen gekümmert." In den Herkunftsländern der Flüchtlinge gilt der julianische Kalender, weswegen das Osterfest erst auf den kommenden Sonntag fällt.
Während des Festes bereiten die Asylbewerber ein Lamm nach eigenem Brauch zu: "Das Tier wird von den Männern zerlegt, die Frauen verarbeiten es zu Eintopf weiter. Mit einem gesäuerten Fladen wird dann alles zusammen verspeist", erklärt Schrägle. Vier christlich-orthodoxe Eritreer würden sogar zum sonntäglichen orthodoxen Ostergottesdienst in die St. Gabriel-Kirche nach München fahren, der um vier Uhr in der Früh stattfindet. "Den Menschen ist die Einhaltung ihrer Bräuche sehr wichtig und wir respektieren das. Diese Veranstaltungen sind ideal, um Berührungsängste der Menschen weiter abzubauen." Das Osterfest soll am Sonntag um die Mittagszeit beginnen, Schrägle lädt dazu recht herzlich nach Winkl ein.