Landgericht München:Mit jeder Tat gewaltbereiter

Fünfeinhalb Jahre Gefängnis wegen Überfällen an S-Bahnhöfen

Wegen besonders schweren Raubes sowie vorsätzlicher Körperverletzung und einer versuchten besonders schweren sexuellen Nötigung ist ein 21-jähriger Asylbewerber vom Landgericht München II zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Das Gericht wandte Jugendstrafrecht an. Der Angeklagte, der in einer Unterkunft im Kreis Ebersberg wohnte, hatte zwischen Mitte Juni und Anfang Juli vergangenen Jahres nachts an den S-Bahnhöfen Poing, Altenerding und Feldkirchen junge Frauen mit einem Messer bedroht und ihnen das Handy geraubt. In einem der sechs Fälle wurde eine 33-Jährige am S-Bahnhof in Kirchseeon auch sexuell bedrängt. Weil die Frau einen Asthmaanfall vortäuschte, hatte der 21-Jährige von ihr abgelassen. Bei der Urteilsbegründung sagte die Vorsitzende Richterin, es sei vermutlich nur, weil das Opfer zu einer List gegriffen habe, "nicht zu mehr gekommen".

Der 21-Jährige hatte die Vorwürfe nur teilweise eingeräumt. Bei den Taten wurde er im Laufe der Zeit gegenüber seinen Opfern immer aggressiver. "Wir müssen froh sein, dass keine weiteren Taten geschehen sind, weil der Angeklagte eine immer höhere Gewaltbereitschaft gezeigt hat", sagte die Vorsitzende Richterin. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft forderte zehn Jahre Haft und plädierte zudem dafür, den 21-Jährigen nach Erwachsenstrafrecht zu verurteilen, da sie bei ihm keine Anzeichen einer Reifeverzögerung sehen könne. Der Verteidiger sprach sich dafür aus, Jugendstrafrecht anzuwenden und seinen Mandanten zu vier Jahren und sechs Monaten Haft zu verurteilen. Einige der geraubten Handys verkaufte der 21-Jährige später. Das Geld, das er vom Landratsamt für seinen Lebensunterhalt bekomme, so der Angeklagte zum Prozessauftakt, habe ihm nicht gereicht. Sein Asylantrag wurde inzwischen abgelehnt.

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