Landgericht Landshut:Was ist ein Psychopath?

Landgericht Landshut: Ein Jahr wurde am Landgericht Landshut verhandelt. Das Urteil fiel vor allem für das Opfer sehr unbefriedigend aus.

Ein Jahr wurde am Landgericht Landshut verhandelt. Das Urteil fiel vor allem für das Opfer sehr unbefriedigend aus.

(Foto: Renate Schmidt)

Der Streit zwischen dem früheren JFG-Vorsitzenden Hans Egger und einem Trainer geht weiter

Von Antonia Steiger, Erding

Die Auseinandersetzung zwischen Hans Egger, dem früheren Vorsitzende der JFG Sempt Erding und "Erding jetzt"-Stadtrat, und einem früheren Fußballtrainer der JFG geht weiter. In einem Eilverfahren trafen sich beide Seiten am Mittwoch am Landgericht Landshut. Egger hatte Widerspruch eingelegt gegen die Anordnung des Amtsgerichtes Erding, derzufolge er es zu unterlassen habe, den Trainer als Psychopathen zu bezeichnen. Eggers Rechtsanwalt strebte erfolglos einen Vergleich an, bei dem der Trainer seine Strafanzeige gegen Egger wegen Beleidigung und übler Nachrede hätte fallen lassen sollen. Doch der tat das nicht. Damit ist das Urteil des Amtsgerichts Erding wieder in Kraft. Jetzt könnte es zu einem Hauptverfahren kommen. Egger droht aber weiterer Ärger: Der frühere Trainer erwägt eine Klage auf Schadensersatz, wie er nach der Verhandlung am Mittwoch sagte.

Die Trainer waren nicht erfolglos.

Die Vorgeschichte: Im Dezember wollte die JFG noch unter Eggers Vorsitz den Trainer loswerden - angeblich wegen Erfolglosigkeit, doch erfolglos waren die B-Junioren gar nicht. Wahrscheinlicher ist, dass der Trainer und sein Co-Trainer aus Sicht des Vorstandes nicht die richtigen Jugendlichen aufgestellt hatten und in dem Team zu viele Fußballer gespielt hatten, die gar nicht aus Erding kommen. Die JFG Sempt Erding ist ein Zusammenschluss, in dem fünf Erdinger Vereine die Jugendarbeit für die A- bis D-Junioren zusammenführen.

Das Trainerduo ging - und mit ihm einige Spieler, darunter vier Erdinger, die Egger unbedingt halten wollte. Etliche E-Mails gingen hin und her - unter anderem an die vier 16-jährigen Spieler - in denen Egger sich über Jahre zurückliegende wirtschaftliche Probleme des Trainers ausließ. Er legte den Spielern nahe, sich zu überlegen, mit wem sie es da zu tun hätten. In einer weiteren Mail an den Trainer bezeichnete er diesen als "Psychopathen". Egger unterstellte dem Trainer zudem Rassismus, weil er einen Spieler mit türkischen Wurzeln in seinem Team nicht haben wollte und dies Dritten gegenüber auch so geäußert hatte. Nicht weil er Türke sei, sagte der Trainer der SZ, habe er ihn nicht im Team haben wollen, sondern wegen seines schlechten Verhaltens. Als der Trainer die JFG Sempt Erding schließlich verließ, folgten ihm übrigens auch Spieler mit Migrationshintergrund.

Eine Entschuldigung bleibt aus.

"Wenn sich Egger einmal entschuldigt hätte, dann wäre das für mich erledigt", sagte der Trainer während und nach der Verhandlung, zu der Egger nicht erschienen war. Die Angelegenheit sei "aus dem Ruder gelaufen, ganz klar", stellte auch der Richter fest. "Eine genaue Aufklärung können wir hier aber nicht treiben." Es sei auch nicht seine Aufgabe, den Parteien reinzureden, ob es zu einer Hauptverhandlung komme oder nicht. "Etwas Luft rauszunehmen, das wäre aber nicht schlecht." Doch davon kann vorerst wohl keine Rede sein: Über seinen Anwalt hatte Egger dem Landgericht vor der Verhandlung seine Sicht mitgeteilt. In dem Schreiben wirft er dem Amtsgericht Erding vor, nicht ordentlich abgewogen zu haben zwischen der eigenen Meinungsfreiheit und dem Persönlichkeitsrecht des anderen. Demnach bleibt Egger der Auffassung, er dürfe den anderen als Psychopathen bezeichnen. Dies sei vielleicht gar keine Beleidigung. "Die Aussage, eine andere Person wäre ein Psychopath, ist viel differenzierender zu betrachten, da es sich hierbei auch um einen Fachbegriff handelt." Der Trainer ist anderer Meinung: "Ich lasse mich nicht beleidigen", sagte er während der Verhandlung. "Das bin ich mir und meiner Familie schuldig."

Des weiteren ging es auch darum, inwieweit die zurückliegenden wirtschaftlichen Probleme des Trainers überhaupt mit der Sache zu tun haben. Hätten sie nicht, sagte der Richter. Eggers Anwalt hingegen schrieb, sein Mandant habe Schaden vom Verein abwenden wollen. Die beiden Trainer waren übrigens dreieinhalb Jahre lang bei der JFG Sempt Erding intensiv engagiert - ohne dass sich jemand daran gestört hatte.

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