Lärm- und Platzprobleme:Alles soll raus

Lärm- und Platzprobleme: Abpfiff in der Innenstadt: Der TSV Dorfen will nach Rutzmoos wechseln, der TC, der ESC und das Freibad sollen folgen.

Abpfiff in der Innenstadt: Der TSV Dorfen will nach Rutzmoos wechseln, der TC, der ESC und das Freibad sollen folgen.

(Foto: Renate Schmidt)

Dorfener Stadtrat will Planung weiter verfolgen, neben den Flächen des TSV und des Tennisclubs auch das Freibad und die ESC-Eishalle an den Stadtrand bei Rutzmoos zu verlagern

Von Thomas Daller, Dorfen

Mit einer klaren Mehrheit von 19 gegen sechs Stimmen hat sich der Dorfener Stadtrat dafür entschieden, die Planung weiterzuverfolgen, die Sport-, Erholungs- und Freizeitflächen aus der Innenstadt heraus und nach Rutzmoos zu verlagern. Dabei verfolgt man diejenige Variante, die neben dem TSV und dem Tennisclub auch das Freibad und die Eishalle umfasst. Das würde auch bedeuten, dass das Volksfest künftig dorthin verlegt werden würde. Kämmerin Maria Bauer legte eine überschlägige Berechnung vor, wonach man das Gesamtprojekt in etwa mit dem Verkaufserlös der innerstädtischen Flächen finanzieren könne. Es geht um eine Größenordnung von 17 Millionen Euro.

Die Wünsche des TSV und des TC waren in der Diskussion unstrittig. Der TSV benötigt dringend mehr Platz und beim TC läuft der Pachtvertrag in zehn Jahren aus. Die Frage war lediglich, ob man eine Variante mit oder ohne Umzug von Freibad und Eishalle wählen sollte. Dazu hatte man Fachplaner Rüdiger Greiner eingeladen, der das Thema aus Sicht der Sportanlagen-Lärmschutzverordnung erörterte. Greiner wies darauf hin, dass das 1964 erbaute Bad einen Altanlagenbonus habe, den man jedoch verlieren würde, wenn man es umbaue oder erweitere. Danach würden Anforderungen an den Lärmschutz greifen, die so erheblich seien, dass man sie nicht einmal mit einer vier Meter hohen Lärmschutzwand erfüllen könnte. Es bestünde die Gefahr, dass Anwohner auf juristischem Weg eine Schließung des Bades erzwingen könnten.

Auch der ESC sei beim Lärmschutz juristisch angreifbar. Die Nutzung der Halle sei zwar bis 22 Uhr unproblematisch, da die Freitagsspiele der ersten Eishockeymannschaft aber regelmäßig länger dauern, habe man jetzt schon "massive Überschreitungen". Man könne die Halle zwar noch weiter dämmen, aber wenn die Wohnbebauung weiter an die Halle heranrücke, müsse man auch in diesem Fall mit Konflikten rechnen.

In Rutzmoos gebe es auf der geplanten Fläche zwar Platz für alle vier Sportanlagen, ergänzte Stadtplanerin Martina Schneider, "aber dann ist nicht mehr viel Luft". Der Untergrund bereitet jedoch Probleme, weil der Grundwasserpegel bereits in zwei Metern Tiefe beginne und nicht durchstoßen werden dürfe. Die Vereinsgebäude dürften daher keinen Keller haben. Bei einem Schwimmbad wird so eine Auflage allerdings technisch anspruchsvoll. Schneider blieb dabei vage und sagte, man müsse es "rausmodellieren", was nach einer teuren und statisch aufwendigen Variante klang. Ein weiteres Problem in Rutzmoos sei die Verkehrsanbindung durch das nur einspurig befahrbare Isener Tor. An einem schönen Wochenendtag im Sommer müsse man mit 3000 zusätzlichen Fahrten von Freibadbesuchern rechnen: "Das Isener Tor ist ein echtes Thema, das man sich anschauen muss", sagte die Stadtplanerin. "Da wird man den Verkehr in der Stadt spüren."

Simone Jell (SPD) regte an, wie in Freising an das vorhandene Freibad ein Hallenbad anzubauen, dessen Baukörper den Lärm zur Wohnbebauung abschirmen könne. Zusätzlich könnte man in Rutzmoos einen Badesee realisieren und damit den Andrang der Badegäste entzerren. "Wir wollen niemanden blockieren", sagte Jell. Aber wenn man sich zwei, drei Monate Zeit nehme, könne man auch für diese Variante ein vernünftiges Konzept erstellen. Heiner Müller-Ermann, ebenfalls SPD, bedauerte, dass in der Diskussion die Frage der Urbanität keine Rolle spiele: Die Geschäfte seien bereits an den Stadtrand abgewandert, nun würden die Freizeitanlagen folgen: "Wollen wir, dass in der Stadt nur noch wohnen möglich ist?"

Martin Bachmaier (CSU) sah in Rutzmoos ein Potenzial für viele Synergieeffekte, beispielsweise eine gemeinsame Gaststätte für Eishalle, Schwimmbad, Tennis und TSV. Auch Spielplätze wie am Kronthaler Weiher seien in kleinerem Umfang möglich. Ludwig Rudolf (CSU) wies darauf hin, dass sich der ESC juristisch wehren würde, falls man ihm den Umzug nach Rutzmoos verbauen wolle. Denn der Verein habe Sorge, dass ihm Anwohner die "Halle zusperren" würden.

Der Stadtrat entschied sich bei der Abstimmung mehrheitlich dafür, die Planung in Rutzmoos dahingehend weiterzuverfolgen, dass alle Sportflächen ausgelagert werden. Betont wurde dabei, dass es sich nur um die Planung handele, noch nicht um einen Maßnahmenbeschluss.

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