Lab Campus:Die FMG erschreckt die Region

Lab Campus Flughafen München

Es gibt schon Pläne für den ersten Bauabschnitt des Lab Campus. 120 000 Quadratmeter könnten dort vermietet werden.

(Foto: FMG)

Erding ist noch nicht einmal gefragt worden, jetzt stoßen die Pläne für einen Lab Campus auf große Skepsis. Ein überhitzter Wohnungsmarkt und ein leer gefegter Arbeitsmarkt - das sind schlechte Voraussetzungen

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Für die Flughafen München Gesellschaft (FMG) hat der geplante Innovationspark zwischen seinen Startbahnen, der Lab Campus, "Leuchtturmcharakter" für die gesamte Region. Doch die geplanten rund 20 000 Arbeitsplätze schrecken im Erdinger Kreistag alle Fraktionen ab. Neue Innovationen seien zwar gut, aber nicht wenn die Folgekosten zu Lasten der Kommunen im Landkreis Erding gehen und auf einen schon überhitzten Wohnungsmarkt und auf quasi Vollbeschäftigung treffen. Zudem werde dadurch der Verkehr noch mehr zunehmen. Erdings OB Max Gotz (CSU) störte sich auch am Genehmigungsverfahren. Rechtlich möge zwar alles in Ordnung gewesen sein, da das Lab Campus auf Freisinger Flur entstehen soll, aber dass man Erding, das mit den Auswirkungen leben soll, nicht angehört habe, sei ein "No go".

Der Innovationsexperte Marc Wagener, Geschäftsführer der neuen Lab Campus GmbH, hatte keinen leichten Stand nach der Vorstellung des Projekts, einer Art "Silicon Valley", das in vier Etappen entstehen soll und das die FMG selbst konzipiert hat, bauen, finanzieren und verwalten will. Im ersten Quartier sollen 128 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche entstehen. Bis spätestens 2025 soll der Komplex fertiggestellt, die ersten Gebäude sollen 2020 bezugsfertig sein, unter anderem von Siemens und SAP. Weitere Mietinteressenten gebe es schon, sagte Wagener. Im Endausbau soll die Ideenfabrik 500 000 Quadratmeter Grund umfassen. Wann dieses Ziel erreicht werden soll, ließ der Lab-Chef offen. Ziel sei es, Firmen, Start-Ups, Forschungseinrichtungen und Universitäten zusammen zu bringen, um ihnen in modernsten Gebäuden kurze Wege, flexible Arbeitsmöglichkeiten, aber auch ein attraktives Umfeld mit Hotels und Eventmöglichkeiten anzubieten. Auch Konferenz- und Projekträume, Experimentierflächen für die Projekte in einem der Flughafen-Terminals bis hin zu Design-Thinking-Labs seien möglich. Schon im ersten Quartier sollen autonom fahrende Busse verkehren. Baumärkte, große Lebensmittelhändler und Shopping Mals seien ausgeschlossen, wie Wagener vorstellte.

Die Idee an und für sich fanden einige der Kreisräte in Ordnung, aber dass die Kommunen auch im Landkreis Erding die Nebenwirkungen auffangen sollen, wurde massiv kritisiert. "Was hat ein Innovationspark noch mit den Aufgaben eines Flughafens zu tun", fragte unter anderem die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Helga Stieglmeier. Die geplanten 20 000 neuen Jobs würden nur durch Zuzug abgedeckt werden können, der aber auf einen schon sehr angespannten Wohnungsmarkt treffe. "Die Auswirkungen auf die Region machen uns Sorgen", sagte auch CSU-Fraktionsvorsitzender Thomas Bauer. Er fragte, wie sich die FMG an den Kosten beteiligen wolle. Der neue Regionalbeauftragte der FMG, Jochen Flinner, wies auf die Bemühungen des Flughafens hin, 600 Wohnungen selber zu bauen. Zudem würde auf dem Campus eine Kindertageseinrichtung entstehen.

Für Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) gibt die FMG "unbefriedigende Antworten" auf die Frage, woher die Wohnungen im schon "überhitzten Wohnungsmarkt" kommen sollen. Auch die Verkehrsanbindung des Flughafens sei nicht befriedigend. Dass im Planfeststellungsbeschluss nur Freising angehört worden sei, das sei ein Unding. Auch OB Gotz sah in dem Projekt "noch einmal gewaltige Auswirkungen" auf den Landkreis zukommen. Wenn sich die FMG Themen wie die Neufahrner Spange oder den Erdinger Ringschluss auf ihre Fahnen hefte, dann gehe das an der Realität vorbei. "Die Stadt beteiligt sich am Ringschluss, der vor allem dem Flughafen zu Gute kommt, mit 35 Millionen Euro. Aber ich habe noch nichts davon gehört, dass sich die FMG finanziell daran beteiligt." Wenn die FMG sich "als Füllhorn" präsentiere, "das seine Wohltaten über die Region verteilt, ist das eine falsche Darstellung", sagte Stieglmeier.

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