Am Rätschenbach 12:Nostalgisch gemütlicher Treffpunkt

Lesezeit: 3 min

Für 1,8 Millionen Euro ist das Haus am Rätschenbach 12 so gründlich renoviert worden, dass man ihm sein Alter nicht mehr ansieht. (Foto: Gerhard Wilhelm)

Das renovierte Haus ist fast fertig für seine neue Nutzung: Das Rote Kreuz richtet eine Begegnungsstätte ein, unters Dach zieht der Kunstverein

Von Florian Tempel, Erding

Eigentlich ist alles bereit. In den Räumen des Roten Kreuzes (BRK) warten Stühle und Tische, Vitrinen und Regale, Kissen und Vorhänge auf den Umzug in die neue BRK-Begegnungsstätte am Rätschenbach 12. Das für sehr viel Geld von der Stadt renovierte Haus mit dem charakteristischen Eck-Erker wäre so weit fertig. Es fehlt nur noch eine Außentreppe aus Stahl. "Wir können erst rein, wenn der zweite Rettungsweg montiert ist", sagt BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden. Sie hat jedoch schon alles genau im Kopf und weiß exakt, wie es im Haus bald aussehen und wie es sich mit Leben füllen soll.

Vom Foyer im Erdgeschoss, in dem sich auch eine kleine Teeküche befindet, geht es in zwei Räume. In das größere Zimmer kommen ein rotes Sofa, ein lange Eckbank und mehrere kleine Tische. Geblümte Vorhänge an schwarzen Eisenstangen, viele bunte Kissen in verschiedenen Farben, eine hübsche Vitrine und eine alte Standuhr sollen dem Raum nostalgische Gemütlichkeit verleihen. Es wird der zentrale große Begegnungsraum, in dem es jeden Dienstag von 8 bis 10 Uhr ein Seniorenfrühstück und immer freitags von 11.30 bis 13.30 Uhr ein Mittagessen für Bedürftige geben wird. Kostenfrei und ohne Anmeldung sind hier ein im Wortsinn niederschwellige Angebote an ältere Bürger geplant, die diese nicht in erster Linie satt machen, sondern vor allem in Kontakt mit anderen bringen sollen. Das steht auch beim offenen Seniorentreff jeden Mittwoch von 14 bis 18 Uhr ganz oben auf dem Programm, bei der Sitzgymnastik oder den Denksportnachmittagen.

Wenn man schon mal im Haus ist, könnte dann auch mal hinübergehen in die kleinerer Stube im Erdgeschoss. Hinter einer uralten Tür findet sich dort das Nähcafé, wo tatsächlich mehrere Nähmaschinen darauf warten, benutzt zu werden. Man muss aber nicht nähen, man kann auch hier einfach gemütlich sitzen und sich unterhalten. Die Grundidee ist jedoch schon, dass die Besucher klassisch bei der Handarbeit, beim Basteln oder Werkeln zusammen- und ins Gespräch kommen. Das Nähcafé werde jeden Tag von 10 Uhr an geöffnet sein, sagt van der Heijden. Auch hier gilt: man muss sich nicht vorher anmelden, sondern schaut einfach vorbei.

Im ersten Stock gibt es zwei weitere Zimmer, die für Kurse und Gruppentreffen genutzt werden können. In dem Zimmer mit dem Eck-Erker wird ein großer roter Ohrensessel verdeutlichen, das hier kulturelle Aktivitäten stattfinden, Lesungen und Erzählnachmittage, gemeinsames Singen und Musizieren. Van der Heijden hat sogar ein Klavier aufgetrieben, ein Geschenk der Kreis- und Stadtsparkasse. Für das Publikum werden mit Stoff bezogene Stühle, ein Lowboard mit Sitzkissen und weitere farbige Einzelsitzkissen bereitgestellt. Der Raum soll auch - als echter Treffpunkt von Jung und Alt - von "Vorlese-Omas und Vorlese-Opas" genutzt werden. Einige Angeboten will van der Heijden in Kooperation mit der Kreismusikschule - zum Beispiel eine Percussion AG - und dem Katholischen Bildungswerk - wie etwa einen regelmäßigen Literaturkreis - verwirklichen.

Nebenan im Obergeschoss gibt es ein weiteres Zimmer für Gruppentreffen, zum Beispiel für Angehörige von Demenzkranken, die sich regelmäßig jeden dritten Dienstag im Monat ab 19 Uhr hier treffen. Das Zimmer sei auch ein "Sorgenraum", sagt van der Heijden, "wo die Leute ihre Sorgen drin lassen können und nicht mehr nach Hause mitnehmen müssen".

Auf der anderen Seite des breiten Flurs liegen im ersten Stockwerk noch zwei Büros: Eines für die Ehrenamtlichen, die in der Begegnungsstätte mitarbeiten, und ein Büro für die Asylsozialberaterin des BRK und die frisch eingestellte "Case Managerin" Martina Vollmuth. Die langjährige Pflegedienstleiterin sorgt sich in akuten Fällen darum, dass Senioren zum Beispiel nach einem Krankenhausaufenthalt die nötige Hilfe bei der Organisation und Bewältigung ihres Alltags erhalten.

Ganz oben unter Dach wird es künstlerisch. In das langen und offene Dachgeschoss zieht der Kunstverein Erding ein, der zuvor im Schönen Turm ein Zimmerchen hatte. Oben im Haus Rätschenbach 12 ist mehr Platz und es ist gemütlicher- auf alle Fälle nicht mehr so schrecklich kalt wie im Winter im Schönen Turm.

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: