Kulturpreisverleihung:Das Brauchtum liefert die Basis

Jungbauernschaft Altenerding und Griechischer Kulturverein stehen für dieselbe Idee: Die Pflege der Wurzeln als Voraussetzung für eine gemeinsame Wertegemeinschaft. Jetzt hat der Landkreis die Vereine ausgezeichnet

Von Philipp Schmitt, Erding

Die Jungbauernschaft Altenerding und der Griechische Kulturverein Taufkirchen mit den Gruppen Akritas und Hellas haben am Freitag in der Stadthalle den Kulturpreis des Landkreises 2015 aus den Händen von Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) entgegen genommen. "Wir freuen uns sehr über den Preis. Ich hoffe, dass es so erfolgreich weiter geht wie bisher", sagte der Vorsitzende der Jungbauernschaft, Stefan Hirsch. Es war die 37. Kulturpreisverleihung seit 1979. Für den Griechischen Kulturverein nahmen Tassos Sawidis und Smaragdi Joannidou die Auszeichnung entgegen: "Wir sind voller Freude und Stolz", sagte Smaragdi Joannidou.

Die Laudatoren Bayerstorfer und der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU) sagten, der Ausschuss für Bildung und Kultur habe eine "überaus gelungene" Wahl getroffen. Denn die Pflege des Brauchtums hänge "nicht davon ab, in welchem Land man geboren wurde". Lenz erinnerte an den aus Loh stammenden bayerischen Schriftsteller Georg Lohmeier, demzufolge das Bayerische eine Denkweise sei. "Ein guter Bayer kann auch aus Afrika sein." Entscheidend seien vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise und der Anschläge in Paris gemeinsame Werte, die eine Gesellschaft zusammen hielten.

Kulturpreisverleihung: Das Sinfonieorchester der Kreismusikschule Erding unter der Leitung von Veronika Marschall bekam Unterstützung durch die Sängerin Kathrin Holzner.

Das Sinfonieorchester der Kreismusikschule Erding unter der Leitung von Veronika Marschall bekam Unterstützung durch die Sängerin Kathrin Holzner.

(Foto: Renate Schmidt)

Eine identitätsstiftende und fest in Altenerding verwurzelte Institution ist die vor mehr als sechs Jahrzehnten ins Leben gerufene Jungbauernschaft. Sie wurde im Januar 1950 auf Initiative von Alfons Bauschmid und Hans Scheidl gegründet und basierte auf einer Landjugendgruppe. Auch die im Gemeindegebietsreform, durch die Altenerding mit Erding und Langengeisling zu einer Gemeinde wurden, konnte dem derzeit 624 Mitglieder zählenden Verein nichts anhaben. Inzwischen gehört es in Altenerding in vielen Familien zur Tradition, in der Jungbauernschaft mitzuwirken. Auch der heutige Vorsitzende Hirsch trat in die Fußstapfen seines Großvaters und Gründungsvorsitzenden Alfons Bauschmid.

Ähnlich wie der Griechische Verein griechische Traditionen und Folklore-Tänze in Tracht pflegt und sich am Taufkirchener Gemeindeleben beteiligt, leben die Jungbauern ihr Brauchtum. Sie organisieren Veranstaltungen wie die Bauernhochzeit, die nur alle zehn Jahre - zuletzt 2015 - stattfindet, oder das Maibaum-Aufstellen, pflegen Traditionen wie Bandltanz und Schuhplattler und seien aus Stadt und Landkreis "nicht mehr wegzudenken", wie es in der Laudatio hieß. Jungbauernschaft und Griechische Kulturverein seien tief in der Gesellschaft verwurzelt. "Nur ein Baum, der tief wurzelt, kann auch hoch hinaus wachsen", sagte Bayerstorfer.

Kulturpreisverleihung: Landrat Martin Bayerstorfer (rechts) ehrte die Jungbauernschaft Altenerding und den Griechischen Kulturverein Taufkirchen.

Landrat Martin Bayerstorfer (rechts) ehrte die Jungbauernschaft Altenerding und den Griechischen Kulturverein Taufkirchen.

(Foto: Renate Schmidt)

Seit Jahrzehnten leben in Taufkirchen viele Griechen, viele haben in der Polstermöbelfabrik Himolla gearbeitet und arbeiten heute noch dort. Sie hätten Taufkirchen positiv geprägt und zur Integration beigetragen, sagte Bayerstorfer. In den 1960er Jahren entstand die Griechische Gruppe Taufkirchen. Auf Initiative des Lehrers Nikolaus Moros wurde eine Schülertanzgruppe gebildet. 1990 formierte sich der Verein Pontiakos Syllogos Akritas, dessen elfköpfige Tanzgruppe Akritas unter der Leitung von Tassos Sawidis und Betreuer Spiros Orfanidis viele Auftritte absolviert und Pokale gewonnen hat. 1992 entstand der von Smaragdis Joannidou geleitete Kulturverein Hellas mit mehr als 150 Mitgliedern. Die Integration ist gelungen, heute sitzt die griechisch-stämmige Sosa Balderanou-Menexes im Gemeinderat.

Die Festrede hielt über "Werte unserer Gesellschaft" hielt Andreas Lenz. Der Bundestagsabgeordnete wies auf die Bedeutung von gemeinsamen Werten für die Integration hin. Werte seien die Software des Geistes und bestimmten in Verbindung mit Einstellungen die Handlungen und das Verhalten der Menschen. Sicherheit werde derzeit als Wert wieder von vielen Menschen höher eingestuft, sagte Lenz.

Er fügte an, dass die Integration in der Flughafenregion gut laufe. In den vergangenen 15 Jahren seien aus dem Ausland mehr als zwei Millionen Menschen nach Bayern geströmt, die meisten davon nach Oberbayern und viele in die florierende Flughafenregion Erding. Allerdings müsse es Grenzen geben: "Wer nach allen Seiten offen ist, kann nicht ganz dicht sein", sagte Lenz. Wer nach Deutschland ziehe, müsse die Grundwerte akzeptieren.

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