Kroatien im Finale:Jedes Spiel ein Fest

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Das Land steht erstmals im Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft - und die Landsleute stehen Kopf

Von Regina Bluhme, Erding

Pero Knezevic hat bei den WM- Spielen der Mannschaft aus Kroatien bisher nie das offizielle Team-T-Shirt getragen. Der kroatische Trainer der Fußballer vom FC Schwaig fürchtete nämlich ein schlechtes Omen. An diesem Sonntag steht das Land erstmals in seiner Geschichte im Finale einer Fußballweltmeisterschaft. Diesmal wird Knezevic das Trikot überstreifen. "Es ist egal, wie es ausgeht, es ist einfach super, was wir erreicht haben", sagt er. Wer sich bei seinen Landsleuten im Landkreis umhört, spürt Stolz und vor allem unbändige Freude.

"Die letzten Wochen war für uns jedes Spiel ein Fest", sagt Pero Knezevic. Gerade für so ein kleines Land sei der Finaleinzug eine tolle Sache. "Die Stimmung ist einfach besser, die Leute gehen mit einem Lächeln auf die Straße" und er hoffe, dass sich das auch nachhaltig positiv auf das Land auswirken könne. Noch überlegt der 35-Jährige, wo er am besten das Geschehen verfolgt. "Auf jeden Fall draußen und mit Freunden." Frankreich gelte zwar als Favorit, "doch vom sportlichen Ehrgeiz her können wir auf jeden Fall mithalten", betont der Fußballtrainer. In Kroatien herrsche für Ballsportarten generell große Begeisterung.

"Ob Sie es glauben oder nicht: Ich habe von Anfang gesagt, Kroatien kommt ins Finale. Ich habe Zeugen", sagt Anton Tudos, Mitarbeiter im Erdinger Gasthaus Blumenhof. Schließlich habe Kroatien eine gute Mannschaft mit Spielern, die zum Beispiel bei Real Madrid oder Barcelona unter Vertrag stünden. "Natürlich bin ich stolz", erklärt er. "Aber ich war auch stolz, als Deutschland Weltmeister geworden ist." Schließlich lebe er schon zehn Jahre hier.

Kresimir Kulis, Fahrer beim Busunternehmen Kistler aus Dorfen, fehlen angesichts des Einzugs ins Finale immer noch die Worte. "Ich kann meine Freude nicht beschreiben." Er werde sich das Endspiel am Sonntag in einer Eisdiele in Taufkirchen ansehen. Da ist er die letzten drei Spiele auch gewesen, "vielleicht bringt das ja Glück". Der Gegner Frankreich sei sehr stark, und die letzten Spiele der Kroaten hätten immer über 120 Minuten gedauert. Sie müssten also "ihre Kräfte aus der Reserve mobilisieren".

Nach dem Sieg im Viertelfinale fuhren in der kroatischen Küstenstadt Zarda alle öffentlichen Verkehrsmittel gratis, weiß Ursula Schwarz vom deutschen Büro des Immobilienunternehmens "Der Kroatien-Spezialist" mit Sitz in Dorfen. Die Menschen vor Ort waren außer sich vor Freude, "die Straßen bis zum Morgen voller Leute". Ein Mitarbeiter sei am nächsten Tag zu spät zur Arbeit gekommen, aber angesichts des Ausnahmezustands habe man da ein Auge zudrücken können.

"Egal wie es ausgeht, das Finale wird ein schönes Erlebnis sein", ist Pero Knezevic überzeugt. Ein Erlebnis, "das man später seinen Kindern und Nachbarn noch erzählen wird".

© SZ vom 14.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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